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Der Tagesspiegel

Der Tagesspiegel: Albrecht Müller, Ex-Berater von Brandt und Schmidt, greift Schröders Reformkurs an

Berlin (ots)

Der frühere Berater der sozialdemokratischen
Kanzler Brandt und Schmidt, Albrecht Müller, hat grundsätzliche
Kritik an den Reformen der rot-grünen Bundesregierung geäußert. In
einem offenen Brief an Bundeskanzler Gerhard Schröder, den der
"Tagesspiegel" (Montag- Ausgabe) veröffentlicht, schreibt Müller, die
Gründe für die Reformen seien "so dünn wie Wassersuppe". Die Reformen
würden sich heute gegen die Mehrheit und vor allem gegen die
Schwächeren in unserer Gesellschaft wenden. Sie beschädigten die
Sozialstaatlichkeit Deutschlands und lösten "unser dringendstes
Problem, den Menschen Arbeit und den Unternehmen Aufträge zu
verschaffen, nicht". Im Gegenteil verschärften sie die Probleme noch.
"Die wirtschaftliche Entwicklung der europäischen Länder habe
"nichts mit einem behaupteten Reformstau" zu tun, sondern mit der
"Bremserei" von Finanzpolitik und europäischer Zentralbank, schreibt
Müller. Was allgemein als Gründe für die Strukturreformen genannt
werde, eine alternde Bevölkerung und die Globalisierung, würde nur
deshalb glaubwürdig, weil es "von allen Eliten nachgebetet" werde.
"Die so genannten Reformer sind Gift für das, was zuallererst
notwendig ist: die Verbesserung der wirtschaftlichen Stimmung, die
Ermutigung zu Konsum und Investition."
Müller prognostizierte in dem Brief an Schröder: "Wenn die
Reformpolitik so weitergeht, dann wirst Du als jener Bundeskanzler
in die Geschichte eingehen, der sich in unwirksamen Reformen
verstrickt hat, statt die Wirtschaft zu beleben, der dabei das
Vertrauen in den solidarischen Charakter unseres Gemeinwesens
endgültig zerstörte." Wer diese Reform "die größte Sozialreform in
der Geschichte der Bundesrepublik" nenne, sitze im Berliner
Bunker "und hat die Proportionen verloren". Müller fragte: "Ob die
Regierung noch merkt, dass sie ihre Kraft bei der Verwaltung des
Mangels an Arbeit vergeudet, statt für neue Arbeit zu sorgen?"
Rückfragen: Politikredaktion, Telefon 030/26009-219
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Thomas Wurster
Chef vom Dienst
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
Email: thomas.wurster@tagesspiegel.de

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