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Der Tagesspiegel: Deutsche Firmen rüsten Kriegsparteien im Irak aus Mehr Ausfuhren von Rüstungsgütern nach Ausbruch der Kämpfe am Golf
Verstoß gegen EU-Kodex

Berlin (ots)

Berlin - Deutsche Firmen haben durch den Export von
Waffen, Munition, Rüstungsmaterial und Gütern, die sowohl zivil aus
auch militärisch nutzbar sind - so genannte Dual-Use-Güter - vom
Krieg im Irak profitiert. Das geht aus der "Übersicht über erteilte
Ausfuhrgenehmigungen" des Bundeswirtschaftsministeriums für das Jahr
2003 hervor, die dem Tagesspiegel am Sonntag vorliegt. Die Summe der
Ausfuhren von Kriegsmaterial und Dual-Use-Gütern an die Teilnehmer
der Irakkriegs-Koalition lag 2003 mit rund 1,792 Milliarden Euro
höher als im Vorjahr mit rund 1,619 Milliarden Euro. Zwar sanken die
Ausfuhren von Kriegsgerät in die USA von 685,3 Millionen Euro im Jahr
2002 auf 492,1 Millionen Euro im Jahr 2003. Dafür lag die Summe der
Rüstungsexporte nach Großbritannien mit 233,76 Millionen Euro im Jahr
2003 deutlich höher als noch 2002 mit 128 Millionen Euro. Auch
Italien und Spanien kauften im Kriegsjahr deutlich mehr Waffen in
Deutschland als 2003. Italien bezog Rüstungsgüter im Wert von rund
182,83 Millionen Euro, 2002 waren es noch 78,6 Millionen Euro
gewesen. Spanien deckte sich mit Kriegsmaterial im Wert von rund
359,46 Millionen Euro ein, im Vorjahr waren es 232,3 Millionen
gewesen. Der USA-Helfer Bulgarien bekam ebenfalls mehr Kriegsgerät
aus Deutschland. Hatten deutsche Firmen im Jahr 2002 noch
Rüstungsgüter im Wert von knapp 512 000 Euro an den Balkanstaat
verkauft, waren es 2003 etwa 6,85 Millionen Euro. Deutsche Firmen
machten auch direkte Geschäfte mit dem Irak, obwohl das Waffenembargo
gegen das Land am Golf nach wie vor in Kraft ist. Deutschland hat im
Kriegsjahr 2003 Rüstungsgüter Dual-Use-Güter im Wert von 2,98
Millionen Euro an den Irak geliefert. Davon entfielen 1,56 Millionen
Euro auf Waffen, Munition oder andere Rüstungsmaterialien. An diesen
Geschäften waren insgesamt vier Firmen beteiligt. Drei weitere
Unternehmen verkauften Güter, die sowohl zivil als auch militärisch
nutzbar sind im Wert von 1,43 Millionen Euro. Um welche Güter es sich
genau handelt, versucht das Bundesamt für Wirtschaft und
Ausfuhrkontrolle noch herauszufinden. Im Umfeld hieß es aber, es habe
sich vermutlich um Güter zum Schutz der deutschen Botschaft in Bagdad
gehandelt. Die Bundesregierung informiert die Abgeordneten offenbar
zum ersten Mal über die erteilten Ausfuhrgenehmigungen, allerdings
lediglich summarisch. Der CDU-Haushaltspolitiker Steffen Kampeter
kritisiert die Statistik denn auch ungnädig als "Zahlenfriedhof, der
politisch erst zu bewerten sein wird, wenn er mit konkreten
Geschäften unterlegt wird". Er wolle jedenfalls eine konkretere
Auskunft über die Irak-Geschäfte des Jahres 2003, sagte er dem
Tagesspiegel am Sonntag. Deutschland stellte sich mit diesen Exporten
in Krieg führende Nationen gegen den Verhaltenskodex der Europäischen
Union für Waffenexporte. Dort heißt es: "Die Mitgliedstaaten werden
keine Ausfuhren genehmigen, die im Endbestimmungsland bewaffnete
Konflikte heraufbeschwören, beziehungsweise verlängern oder
bestehende Spannungen oder Konflikte verschärfen würden." Ob all
diese Waffen und Dual-Use-Güter tatsächlich im Irak zum Einsatz
gekommen sind, lässt sich aus dem Bericht über die
Ausfuhrgenehmigungen nicht ermitteln. Insgesamt hat Deutschland
jedoch 2003 Rüstungsgüter im Wert von 7,8 Milliarden Euro exportiert.
Profitiert haben davon insgesamt 1269 Firmen. Das Bundesamt für
Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle erteilte 2003 insgesamt 17657
Genehmigungen zum Export von Rüstungs- oder Dual-Use- Gütern.
Inhaltliche Fragen richten Sie bitte an den Tagesspiegel,
Ressort Politik, Tel: 030-26009-389
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel

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Der Tagesspiegel
Thomas Wurster
Chef vom Dienst
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
Email: thomas.wurster@tagesspiegel.de

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