Der Tagesspiegel: Deutsche Bahn will vor allem im internationalen Lkw-Geschäft investieren Konzern verlangt von Arbeitnehmern Zugeständnisse
Berlin (ots)
Berlin. Die Deutsche Bahn will bei ihrer internationalen Expansion in den kommenden Jahren vorwiegend in ihre Speditionssparte investieren und weniger in den Schienengüter- und Personenverkehr. Das sagte Joachim Fried, Wettbewerbs- und Europabevollmächtigter des Konzerns, dem "Tagesspiegel am Sonntag". Grund seien die wegen der hohen Verschuldung begrenzten Mittel. "Die Bahn erreicht hier die Grenze ihrer Leistungskraft", sagte Fried. "Wir können nicht unbegrenzt Eigenmittel investieren, das ist klar." Die Logistik habe "klare Priorität". "Ein Logistikzentrum in China wirft eine wesentlich höhere Rendite ab als die meisten Verträge im Schienenpersonenverkehr", sagte er.
Allerdings sieht die Bahn Chancen im Schienengütertransport über Russland nach China. Hier plant die Bahn Güterzüge, die binnen 14 Tagen über die transsibirische Eisenbahn das asiatische Land erreichen sollen. "Das wäre schneller als das Schiff und billiger als das Flugzeug und könnte zum Beispiel bei Computerteilen interessant sein", sagte Fried.
Zugleich steht die Bahn in wichtigen Geschäftsfeldern unter Druck. Für den Schienen-Güterverkehr innerhalb Deutschlands ist Fried skeptisch. "Ich glaube, dass sich vieles nicht mehr wirtschaftlich fahren lassen wird." Der Lkw bestimme auch bei der Schiene den Preis, es gebe weiterhin starken Druck auf die Margen. 2010 dürfte die Verdienstspanne noch niedriger als heute liegen. Mehr Verkehr werde es nur auf langen, grenzüberschreitenden Strecken geben. "Wenn die Politik nicht stark lenkend eingreift, wird der Marktanteil der Schiene beim Gütertransport schrumpfen - allerdings bei einem insgesamt wachsenden Markt", sagte Fried. Im Personen-Fernverkehr erwarte er "sehr niedrige, teilweise negative Margen". Im Nahverkehr habe die Bahn im vergangenen Jahr nur noch jede zweite Ausschreibung gewonnen. Zwar liege der Marktanteil noch bei 90 Prozent. "Wenn sich der Trend fortsetzt, schrumpft er bis 2020 auf 50 Prozent", sagte Fried. Um konkurrenzfähig zu bleiben, verlangt der Konzern von den Arbeitnehmern Zugeständnisse. "Wenn wir unseren Marktanteil halten wollen, müssen die Gewerkschaften bei den laufenden Tarifverhandlungen noch einen Schnaps drauflegen", sagte Fried vor dem am Sonntag beginnenden Gewerkschaftstag der Bahngewerkschaft Transnet.
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