Der Tagesspiegel: Bischof Huber gegen EU-Beitritt der Türkei
Berlin (ots)
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Berliner Landesbischof Wolfgang Huber kann sich einen EU- Beitritt der Türkei zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorstellen. Alle Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass sich eine EU mit der Türkei als Mitglied zu einer Freihandelszone entwickelt", sagte Huber dem Berliner "Tagesspiegel am Sonntag". Angestrebt sei aber eine Vertiefung der Europäischen Union. Dafür müsse die kulturelle Zusammengehörigkeit und Identität gestärkt werden - auf Basis des christlichen Menschenbildes, das sich mit dem europäischen Verfassungsvertrag verbinde. Die Türkei könne dafür kein Baustein sein. Huber lehnt einen Beitritt der EU auch deshalb ab, weil die Liste der Defizite in der Türkei im Bereich der Religionsfreiheit, der Gleichstellung von Mann und Frau oder der Minderheitenrechte beachtlich ist". Im Verhältnis zu den Muslimen, die in Deutschland leben, plädiert Bischof Huber für Deutlichkeit in dem, was uns trennt". Das diene der Integration mehr als eine Haltung, die Unterschiede verharmlose und Schwieriges verschweige. Denn unter dieser Decke des Schweigens hat sich ein Unbehagen in der Gesellschaft eingenistet, das sich nach dem 11. September und nach dem Mord an dem Filmemacher Theo van Gogh nun eruptiv Ausdruck verschafft." Besorgniserregend sei auch, dass Terrorakte und die Verflechtung von Religion und Staat in den islamischen Ländern auf unsere Gesellschaft zurückwirkten und negative Auswirkungen hätten auf die Integration der hier lebenden Muslime. Die größte Herausforderung für die Evangelische Kirche sieht ihr Ratsvorsitzender in den Traditionsabbrüchen, die wir heute erleben". Das gelte auch für die eigenen Einrichtungen, gerade in Berlin und Brandenburg. Wir haben in unserer Region zum großen Teil Einrichtungen, in denen mehr als die Hälfte der Mitarbeiter nicht mehr kirchlich gebunden ist. Das ideale Rezept, wie wir damit umgehen, haben wir noch nicht gefunden."
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