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Der Tagesspiegel

Der Tagesspiegel: "Der Tagesspiegel" Berlin meint zur falschen "Newsweek"-Meldung über eine Schändung des Koran:

Berlin (ots)

Die Meldung war klein, die Wirkung ungeheuer. Das
US- Nachrichtenmagazin „Newsweek" hat über Koran-Schändungen im
Gefangenenlager Guantanamo berichtet. Koran-Exemplare seien in
Toiletten ausgelegt, eines davon sei heruntergespült worden. Der
Bericht hatte nicht nur in Afghanistan Massenproteste ausgelöst.
Dutzende Menschen wurden getötet und verletzt. Jetzt hat sich der
„Newsweek"-Chefredakteur entschuldigt, er spricht von einem „Fehler"
und versieht die Quellen mit unübersehbaren Fragezeichen. In einer
globalisierten Nachrichten-Welt wird jede Meldung auf Leser, Hörer
und Seher treffen, die sich darüber freuen oder empören. Und der
Urheber muss wissen, dass jede Meldung in gewissen Milieus
unkontrollierbare Wirkungen und Emotionen auslösen kann. Das gilt für
den Westen ebenso wie für die islamische Welt. Also keine Meldungen
über Koranschändungen? Doch, auf jeden Fall. Fehlverhalten muss
öffentlich gemacht werden, wie bei den Misshandlungen von Abu Ghraib.
Aber die Fakten müssen stimmen. Westliche Medien sind frei in der
Recherche und in der Veröffentlichung des Recherchierten. Das macht
sie stark, sichert Ansehen und Einfluss - im Westen, aber auch im
Irak, in Afghanistan, in Pakistan und Indonesien. Es hat etwas
Makabres, dass angebliche Koran-Schändungen dort zu Mord und
Totschlag führen: in Ländern und Gesellschaften, wo Unterdrückung und
Folter noch immer größere Tradition besitzen als Menschenwürde und
Rechtsstaatlichkeit. Die „Newsweek"-Meldung wurde geglaubt. Das ist
eine gute Nachricht, weil sie zeigt, dass westliche Medien als
glaubwürdig angesehen werden. Die schlechte Nachricht: Die Meldung
ist offensichtlich falsch. Das ruiniert die Glaubwürdigkeit und setzt
all die wahren und wichtigen Nachrichten unter Druck. Wer einmal
lügt, dem glaubt man nicht. Eine globale Reaktion.
Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an:
Der Tagesspiegel, Ressort Meinung, Telefon 030/26009-425
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Thomas Wurster
Chef vom Dienst
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
Email: thomas.wurster@tagesspiegel.de

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