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Der Tagesspiegel: Porsche-Chef Wiedeking: "Wenn man richtig gut ist, kann man auch in Deutschland wettbewerbsfähig für den Weltmarkt produzieren"

Berlin (ots)

Porsche-Chef Wendelin Wiedeking hat Managerkollegen
kritisiert, die dem Standort Deutschland den Rücken kehren. "Wenn wir
nur noch im Ausland fertigen wollen, was machen wir dann mit unseren 
hiesigen Mitarbeitern? Die Unternehmen tragen doch eine Verantwortung
für diese Menschen", sagte er dem "Tagesspiegel" (Montagausgabe). 
Einen direkten Bezug auf aktuelle Fälle wie die ehemalige 
Handy-Produktion von Siemens, die vom taiwanischen Konzern BenQ in 
die Insolvenz geschickt wurde, vermied Wiedeking zwar. Doch äußerte 
er sich eindeutig zu der Managerverantwortung. "Jedes Unternehmen 
braucht ein Geschäftsmodell, mit dem es ordentlich wirtschaften und 
Gewinne erzielen kann. Und wenn das Geschäftsmodell nicht 
funktioniert, dann liegt das nicht an den Werkern, sondern am 
Management." Die einfachste Lösung sei dann immer, aus Deutschland 
wegzugehen und woanders, wo es billiger sei, zu produzieren. "Für die
Kultur, in der wir groß geworden sind und in der man sich um die 
Menschen kümmert, ist das aber zu wenig", kritisierte Wiedeking. 
"Wenn man richtig gut ist, davon bin ich überzeugt, kann man auch in 
Deutschland wettbewerbsfähig für den Weltmarkt produzieren."
Wiedeking schloss ein verstärktes Engagement des Sportwagenbauers 
bei VW nicht aus. "Sobald die letzte Genehmigung der Kartellbehörden 
vorliegt, werden wir unseren Anteil auf 25,1 Prozent aufstocken", 
sagte der Porsche-Chef. "Damit halten wir eine Sperrminorität, mit 
der man schon viel anfangen kann. Ob wir noch mehr Anteile und damit 
auch mehr Einfluss wollen, werden wir intern diskutieren."
Der Porsche-Chef zeigte sich enttäuscht von der schwarz-roten 
Bundesregierung. Schon vor acht Jahren sei er ein Verfechter der 
großen Koalition gewesen. "Jetzt ist die Koalition da und hätte die 
Mehrheit für Veränderungen", sagte Wiedeking. "Doch bisher ist noch 
nicht allzu viel erreicht. Da hätte ich mir schon etwas mehr Mut 
gewünscht." Der Politik fehle eine klare Vision für die Gesellschaft.
Wenn man den Bürgern keine positiven Perspektiven für die Zukunft 
anbiete, dann gehe bei vielen die Angst um, eines Tages auf der 
Verliererseite zu stehen. "Viele haben deshalb ihr Selbstbewusstsein 
verloren und sehen zum Beispiel bei der Globalisierung nur noch die 
negativen Seiten und nicht mehr die Chancen", sagte Wiedeking.
Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622 
cvd@tagesspiegel.de 
 

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