Der Tagesspiegel: Volksbühnen-Intendant Frank Castorf sagt im Tagesspiegel-Interview zum Karlsruher Urteil:
Berlin (ots)
"Berlin ist eine besondere Stadt und deswegen vielen ein Dorn im Auge. Das Urteil von Karlsruhe ist ein Skandal. Es wird Auswirkungen haben auf das, was Berlin ausmacht - die Universitäten, die Kultur. Aber vor allem wird die Geldnot jene treffen, die sozial ohnehin auf der Kippe stehen. Wir werden bald ein anderes soziales Konfliktpotenzial vorfinden, daran wird man sich reiben. Man kann auch eine neue Solidarität mit dieser Stadt gegen den Rest der deutschsprachigen Welt zeigen. Denn die Karlsruher Entscheidung ist knallhart für die Hauptstadt. Denken Sie an die unmöglichen Privilegien der Politiker und Staatsbeamten, die überredet werden mussten, in dieses furchtbare Berlin zu ziehen."
Zur Geschichte der Volksbühne, die Castorf seit 1992 leitet, sagte er : "Aus einer Unmöglichkeit wie damals zum Erfolg zu kommen, ist erstmal leichter. Fünf Jahre hast du eine revolutionäre Hochphase, in Frankreich war die von 1789 bis 1794, dann fangen die Verwerfungen an, das Direktorat, die Alleinherrschaft. Ich bin tief in der napoleonischen Zeit, aber noch weit vor Moskau."
Lob findet Castorf für den Kollegen Peymann vom Berliner Ensemble:
"Man kann ja über Claus Peymann sagen, was man will. Ob er ans BE gehört, an das Haus von Brecht, Müller, Schleef. Aber Peymann ist ein guter Theaterarbeiter. Das Berliner Ensemble ist ein gut funktionierender Betrieb. Wir müssen eine neue Neugier und Bescheidenheit entwickeln. Der Arbeitsgegenstand Theater wird sich, da bin ich mir sicher, nach Karlsruhe verändern. "
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