Der Tagesspiegel: AOK verteidigt Ärzte-Provision für Rabatt-Medikamente
Auch Ersatzkassen halten sich Mediziner-Beteiligung offen
Erfolgreicher Probelauf in Berlin
Berlin (ots)
Berlin - Der AOK-Bundesverband hat seinen Plan verteidigt, die Ärzte an den Ersparnissen durch Rabattverträge mit den Pharmaherstellern finanziell zu beteiligen. Als Vertragspartner müssten die Mediziner "auch etwas davon haben", wenn sie günstigere Medikamente aussuchten und verschrieben, sagte AOK-Sprecher Udo Barske dem Berliner "Tagesspiegel" (Mittwochsausgabe). Schließlich erbrächten sie damit eine "zusätzliche Dienstleistung". Außerdem müsse man dem aggressiven Marketing der Pharmafirmen begegnen, die den Ärzten seit langem Vergünstigungen gewährten. "Das ist nur realistisch." Die Behauptung des Allgemeinen Patientenverbandes, dass die Pläne zur Korruption verleiteten, wies Barske als "absurd und an den Haaren herbeigezogen" zurück. Patienten und Beitragszahler profitierten von der rabattierten Arznei, argumentiert er. Sie bekämen zuzahlungsfrei gute Medikamente und sparten auch noch bei den Krankenkassenbeiträgen. "Was soll daran schlecht sein?"
Einen Probelauf gibt es bereits in Berlin: Dort hat die AOK seit Ende 2005 eine entsprechende Vereinbarung mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), und laut AOK-Chef Rolf Müller haben sich die Erwartungen erfüllt. 850 Ärzte beteiligten sich, 328 schafften bereits im ersten Quartal das Soll: Sie erreichten pro Wirkstoff mindestens 15 Prozent ihres Bruttoumsatzes mit Rabatt-Arznei. Dafür flossen ihnen in diesem Quartal 25 000 Euro zu - für Prüfung, Beratung und Patienten-Umstellung, wie KV-Sprecherin Annette Kurth sagte. Die Gesamtersparnis ist noch nicht errechnet, doch Müller sieht bereits einen "Gewinn für alle Beteiligten". Und von Versichertenseite habe es "keine kritische Anmerkung" gegeben, betonte der AOK-Chef.
Auch die großen Ersatzkassen haben inzwischen Rabattverträge ausgeschrieben. Man plane "bislang keine finanzielle Beteiligung von Ärzten", sagte eine Sprecherin der Verbands der Angestelltenkrankenkassen (VdAK). Man behalte sich aber vor, "diese Vorgehensweise in der Zukunft zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen".
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