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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

140. Jahrestag der Berliner Afrika-Konferenz (15.11.): Deutschland muss der Kolonialgeschichte ins Auge sehen

140 Jahre nach der Eröffnung der Berliner Afrika-Konferenz (15.11.1884) fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) von der deutschen Regierung, Verantwortung für die koloniale Vergangenheit zu übernehmen und sich für die Aufarbeitung einzusetzen: „Die Konferenz ist ein mahnendes Beispiel dafür, wie Machtinteressen über die Rechte und die Souveränität von Völkern hinweggehen können. Der koloniale Zugriff auf Afrika führte zu unzähligen Gräueltaten, wirtschaftlicher Ausbeutung und einem tiefgreifenden sozialen Trauma, dessen Auswirkungen bis heute spürbar sind“, berichtet Laura Mahler, GfbV-Referentin für Subsahara-Afrika. „Bisher ist es jedoch keiner Bundesregierung gelungen, der Geschichte ins Auge zu sehen und die systematischen Ungerechtigkeiten der Kolonialherrschaft anzuerkennen. Dabei ist die Bundesrepublik verpflichtet, sich für die Rechte derer einzusetzen, die noch heute unter den Folgen kolonialer Strukturen leiden.“

In Namibia leben Ovaherero und Nama, die Nachfahren der Überlebenden des Genozids, den die deutsche Kolonialmacht dort ab 1904 verübt hat. „Sie warten seit Jahrzehnten auf eine angemessene Entschuldigung seitens der deutschen Regierung. Sie fordern Reparationszahlungen und Gespräche direkt mit den betroffenen Gemeinschaften“, so Mahler weiter. „Das im südlichen Namibia geplante Projekt für grünen Wasserstoff mit deutscher Beteiligung betrachten viele von ihnen als Fortführung kolonialer Machtverhältnisse und befürchten, dass die lokale Bevölkerung auf der Strecke bleibt. Shark Island, wo zu Zeiten des Genozids Tausende in einem Konzentrationslager starben, würde im Zuge der Hafenvergrößerung für das Wasserstoff-Projekt zerstört. Das würde alle warmen Worte der Entschuldigung aus Berlin Lügen strafen und Bemühungen um Anerkennung und Aufarbeitung konterkarieren.“

Währenddessen werden in Tansania, Teil des ehemaligen Deutsch-Ostafrika, mit Unterstützung aus Deutschland zehntausende Maasai im Namen des Naturschutzes gewaltsam vertrieben. „In Wahrheit müssen die Maasai aus dem Serengeti- und Ngorongoro-Ökosystem Tourismus- und Jagdgebieten Platz machen. Für die Finanzierung und Umsetzung solcher Projekte sind unter anderem die Kreditanstalt für Wiederaufbau und die Zoologische Gesellschaft Frankfurt verantwortlich“, erinnert Mahler. Die GfbV fordert seit langem einen Finanzierungsstopp für alle Projekte, die zur Vertreibung der Maasai beitragen.

Im Zuge der Berliner Afrikakonferenz (1884 / 1885) etablierte sich Deutschland als Kolonialmacht. Reichskanzler Otto von Bismarck wollte dort Afrika unter den europäischen Mächten aufteilen und ausbeuten. Ohne Rücksicht auf ethnische, kulturelle oder sprachliche Gegebenheiten wurden Grenzen gezogen, die bis heute für Konflikte und Instabilität sorgen. Die Bundesregierung ist als Rechtsnachfolgerin des Kaiserreiches dafür mitverantwortlich. Sie muss deshalb aktiv zur Besserung der Lage der Betroffenen beitragen.

Sie erreichen Laura Mahler unter l.mahler@gfbv.de oder 0176/10016625.

Gesellschaft für bedrohte Völker
Postfach 2024
D-37010 Göttingen
Tel.: +49 551 499 06-21
Fax: +49 551 580 28
E-Mail:  info@gfbv.de
www.gfbv.de
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