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Börsen-Zeitung: Spielball IFRS, Kommentar zur internationalen Rechnungslegung von Sabine Wadewitz

Frankfurt (ots)

Und sie bewegt sich doch! Die US-Börsenaufsicht
SEC hat den internationalen Rechnungslegungsstandard IFRS für die 
Notierung ausländischer Firmen in New York endgültig anerkannt. Am 
Tag der Entscheidung war dies keine große Überraschung mehr, doch vor
nicht allzu langer Zeit schien diese Möglichkeit noch in weiter 
Ferne, wenn nicht gar im Reich der Fantasie.
Ausländische Konzerne können nun schon für Geschäftsjahre, die 
nach dem 15. November 2007 enden, die kostenträchtige 
Überleitungsrechnung auf die US-Bilanznormen US-GAAP streichen. Mehr 
als hundert Länder haben sich unterdessen für eine verpflichtende 
oder freiwillige Anwendung der IFRS entschieden. Auch wenn deutsche 
und europäische Firmen Wall Street wegen der strangulierenden 
Regulierungserfordernisse zuletzt mehr und mehr den Rücken gekehrt 
haben, es sind immer noch hunderte Unternehmen, die nun in den Genuss
dieser Erleichterung kommen.
Wenig erstaunlich ist, dass sich die SEC nicht erweichen ließ, 
nationale Besonderheiten in der IFRS-Anwendung zuzulassen. Dass der 
strenge Regulierer aus Washington hier einlenken würde, konnte nicht 
erwartet werden, auch wenn die EU-Interessenvertreter heftigen Druck 
ausgeübt haben. Dem Ziel, weltweit einheitliche Bilanznormen zu 
schaffen, würden regional gefärbte IFRS zuwiderlaufen. Das wäre nicht
im Sinn der Investoren. Dass die SEC nur die reine Lehre akzeptieren 
will, dürfte auch im Zusammenhang mit den ernsthaften Überlegungen 
der USA stehen, sogar den heimischen Konzernen eine Bilanzierung nach
IFRS zu erlauben. Für US-Unternehmen mit einem verzweigten Netz an 
internationalen Töchtern könnte dies eine attraktive Alternative 
werden.
Allen Beteiligten muss klar sein, dass der Kampf um Einfluss beim 
IFRS-Standardsetzer IASB mit dem Votum der SEC zunehmen wird. 
EU-Vertreter aus Politik und Verbänden monieren seit geraumer Zeit, 
dass die Europäer als größte Gruppe an IFRS-Bilanzierern zu wenig an 
der Gestaltung der internationalen Normen beteiligt sind. 
Reformschritte für mehr Transparenz und Kontrolle des IASB sind 
eingeleitet, und der Standardisierer zeigt sich offen dafür. Das 
Spiel der Kräfte beim IASB anzusetzen, ist sicher sinnvoller, als 
hinterher zu korrigieren. Nationale IFRS-Sonderwege sollten dann der 
Vergangenheit angehören.

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