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Börsen-Zeitung: Verpackungskünstler, Kommentar von Bernd Wittkowski zur Lage bei der DWS

Frankfurt (ots)

Nach traditionellem Verständnis war die 1956
gegründete DWS eine Fondsgesellschaft. Als solche kommt die Nummer 1 
der Investmentbranche zwar auch heute noch daher. Aber die DWS des 
Jahres 2007 ist viel mehr. Sie spielt ein bisschen Investmentbank, 
tritt als Zertifikatehaus auf, begibt sich in die Nähe des 
Versicherungsgeschäfts und wird bald sogar als Anbieter geschlossener
Fonds aktiv. "Verpackungsarbitrage" nennt die Geschäftsführung die 
auch bei anderen Asset Managern zu beobachtende Diversifizierung der 
Produktformen. Soll heißen: Geldanlagen werden, ohne dass sich beim 
Inhalt allzu viel ändern muss, mehr denn je ganz unterschiedlich 
verpackt - mal als Fonds, mal als Versicherungspolice, mal als 
Zertifikat etc.
Wo sich der Anleger, aber gewiss auch manche Anlagegesellschaft 
mehr Produktwahrheit und -klarheit wünschen würde, entsteht auf diese
Weise eine neue Unübersichtlichkeit. Treibende Kräfte sind dabei der 
Gesetzgeber und die Regierung. Vor allem die steuerlichen 
Rahmenbedingungen entscheiden darüber, welche Verpackung gerade die 
günstigere ist. So erhielt der Zertifikatemarkt einen herben Dämpfer 
durch die Abgeltungssteuerdiskussion. Auch damit ist zu erklären, 
dass die Zertifikate-Plattform DWS Go fast wie eine Quantité 
négligeable erscheint, während strukturierte Produkte im Fondsmantel 
zum Bestseller avancierten.
Die Investmentbranche zeigt sich mit Blick auf steuerliche und 
regulatorische Vorgaben zwar äußerst flexibel, allen voran die DWS, 
die den Anspruch erhebt, ihren Kunden den gewünschten Inhalt in der 
jeweils passenden Verpackung bieten zu können. Doch besteht die 
Gefahr, dass es dadurch zu Mogelpackungen kommt: wo "Fonds" 
draufsteht, ist womöglich Zertifikat drin und umgekehrt. Und das nur,
weil Gesetzgeber und Finanzverwaltung unfähig oder nicht willens 
sind, für die Anbieter aller Finanzprodukte faire, also gleiche 
steuerliche und vertriebliche Wettbewerbsbedingungen zu schaffen.
Nur bei einem solchen "Level Playing Field" könnten die Anleger 
sachgerecht entscheiden, welches Produkt für ihren individuellen 
Bedarf am besten geeignet ist. So aber sind sie auf die Fertigkeiten 
von Verpackungskünstlern wie der DWS angewiesen, um steuerliche und 
andere Nachteile zu vermeiden. Auf der Anbieterseite wiederum müssen 
sich Fondsgesellschaften z.B. als Versicherer verkleiden, um Kunden 
nicht an die Konkurrenz zu verlieren. Das ist absurd.
(Börsen-Zeitung, 22.11.2007)

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