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Börsen-Zeitung: Phoenix ohne Asche, Kommentar von Stefanie Schulte zum Streit um die Entschädigung der Opfer des Finanzdienstleisters Phoenix

Frankfurt (ots)

Wann sehen die 30000 geschädigten Anleger des
betrügerischen Finanzdienstleisters Phoenix Geld? Das steht auch drei
Jahre nach dessen Zusammenbruch in den Sternen. Ein Insolvenzplan zur
Auszahlung von 200 Mill. Euro wurde auf Betreiben eines Großanlegers 
gekippt. Nicht besser sieht es bei den Forderungen an die 
Entschädigungseinrichtung der Wertpapierhandelsunternehmen (EdW) aus,
die auf weitere 200 Mill. Euro beziffert werden. Der Fonds soll nur 
über 5 Mill. bis 10 Mill. Euro verfügen. In der EdW sind 
Vermögensverwalter und kleine Finanzdienstleister ohne Vollbanklizenz
zusammengeschlossen, die hohe Sonderlasten befürchten. Sie wehren 
sich mit allen Mitteln.
Ziele von Klagen und Beschwerden waren Banken, Wirtschaftsprüfer, 
Insolvenzverwalter und EdW. Nun haben Phoenix-Anleger und 
EdW-Mitglieder, deren Interessen bisher unterschiedlich gelagert 
waren, einen gemeinsamen Gegner gefunden: den Staat.
Anlegervertreter haben eine Staatshaftungsklage gegen die 
Bundesrepublik eingereicht. Zugleich haben sie ein 
EU-Vertragsverletzungsverfahren beantragt. Sie bezeichnen die 1998 
gegründete EdW als Fehlkonstruktion. Sie sei für Schäden in 
Phoenix-Größenordnung nicht ausgelegt. Damit habe die Bundesregierung
EU-Vorgaben verfehlt, ein funktionierendes Entschädigungssystem 
einzurichten.
Dem Staat den Schwarzen Peter zuzuschieben ist bequem. Von der 
Hand zu weisen ist die Kritik aber nicht. Der EdW gehören viele 
Vermögensverwalter an, die keinen direkten Zugriff auf Kundendepots 
haben. Sie können damit Schäden in Phoenix-Größenordnung kaum 
anrichten. <NO1>Eine Fehlkonstruktion ist auch, dass sich 
EdW-Mitglieder offenbar den Forderungen entziehen können, wenn sie 
eine Vollbanklizenz erwerben.<NO>Gleichzeitig ist der Fonds jedoch 
für Anlagebetrüger attraktiv, da die Hürden für die Aufnahme relativ 
niedrig sind. Ein zusätzliches Problem ist, dass sich EdW-Mitglieder 
den Phoenix-Forderungen offenbar jetzt noch entziehen können, wenn 
sie eine Vollbanklizenz erwerben.
Die EdW mit dem Entschädigungsfonds der Banken zusammenzulegen 
würde diese Probleme entschärfen. Die Banken werden sich allerdings 
vehement dagegen wehren, für Phoenix in die Haftung genommen zu 
werden. Es wird wahrscheinlicher, dass am Ende der Staat für die 
Forderungen aufkommt - egal, ob ihn ein Gericht oder politischer 
Druck zwingen. Versäumnisse bei der Konstruktion der EdW würde er 
damit teuer bezahlen.
(Börsen-Zeitung, 15.1.2008)

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