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Börsen-Zeitung: Salamitaktik bei RWE, Kommentar von Christoph Ruhkamp zur Gewinnwarnung von RWE

Frankfurt (ots)

Eigentlich müssten die Aktionäre von RWE
ärgerlich werden. Denn bei den Informationen über die Geschäftslage 
und den Wert von American Water hat der Konzern eine Salamitaktik 
verfolgt. Noch auf der Hauptversammlung äußerte sich Vorstandschef 
Jürgen Großmann uneingeschränkt optimistisch zum Börsengang der 
Wassertochter.
Doch schon 2007 hatte das US-Unternehmen einen hohen Verlust von 
gut 270 Mill. Euro eingebracht - weil es unter immensen Schuldzinsen 
und einem abnehmenden Wasserverbrauch der Kunden leidet. So wurde der
Firmenwert im vierten Quartal zunächst um mehr als 400 Mill. Euro 
nach unten korrigiert und das Eigenkapital im Geschäftsbericht 
anschließend mit 2,7 Mrd. Euro beziffert.
Seitdem - und das war absehbar und hätte früher mitgeteilt werden 
sollen - hat sich nichts verbessert. Im Gegenteil: Die hastig 
anberaumte Roadshow für die Platzierung von 36% der Anteile an der 
Börse hat schnell den wahren Wert von American Water zutage gefördert
und zwingt RWE nun zu einer weiteren Wertkorrektur um bis zu 600 
Mill. Euro. Das sorgt für ein leicht sinkendes Nettoergebnis 2008. 
Einziger Lichtblick: Das für die Dividende maßgebliche nachhaltige 
Nettoergebnis ist nicht betroffen, weil American Water unter den 
nicht fortgeführten Aktivitäten verbucht wird. Aber die Sache ist 
noch nicht ganz ausgestanden: Nur wenn RWE bis zum Jahresende die 
Mehrheit der Aktien loswird, kann die US-Tochter entkonsolidiert 
werden. Dazu müssen die Investmentbanken ihre Mehrzuteilungsoption 
ausüben. Und der Konzern muss ab Oktober - wenn die Haltefrist endet 
- noch weitere 10% abgeben.
Dem Aktienkurs von RWE hat dies alles zuletzt nicht mehr viel 
geschadet. Er ist 2008 ohnehin schon um ein Viertel eingebrochen. 
Außerdem überwiegt die Erleichterung über die Trennung von der 
lästigen Wassersparte. Was weitere Kursverluste verhindert, sind 
zudem die guten Aussichten im konjunkturresistenten Kerngeschäft mit 
Strom und Gas. Auch wenn es vielleicht nicht die von den Versorgern 
beschworene große "Stromlücke" in Deutschland geben wird: Der 
Widerstand der Bevölkerung gegen neue Kraftwerke und die arg 
strapazierten Kapazitäten der Kraftwerksbauer sorgen allemal dafür, 
dass die Strompreise weiter steigen. Als größter Stromerzeuger in 
Deutschland wird RWE davon besonders stark profitieren.
(Börsen-Zeitung, 24.4.2008)

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