Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Börsen-Zeitung: Ein zähes Ringen, Kommentar zum Aktienmarkt von Thorsten Kramer

Frankfurt (ots)

Am deutschen Aktienmarkt geht das Kräftemessen
weiter. Auf der einen Seite stehen die Optimisten, die in den 
Wirtschaftsdaten der nun abgelaufenen Woche neue Hinweise für eine 
Stabilisierung der US-Konjunktur erkennen. Auf der anderen Seite 
stehen die Pessimisten, denen die kräftige Kurserholung seit Mitte 
März viel zu schnell ging und die deshalb alsbald mit einer Korrektur
rechnen. Beide Lager scheinen in etwa gleich stark, wer dabei die 
Oberhand behält, vermag zurzeit kaum jemand seriös zu sagen. Und so 
pendelt der Dax seit Monatsbeginn zwischen 7000 und 7200 Zählern 
seitwärts, die Handelsumsätze bleiben dabei zumeist sehr dünn.
Dass der deutsche Leitindex aus dieser engen Spanne nach oben 
ausbricht, halten zurzeit allerdings selbst optimistische Adressen 
wie die Deutsche Postbank für eher unwahrscheinlich, weil die 
latenten Risiken zu gewichtig sind. Das Institut sieht den Dax auf 
Sicht von zwölf Monaten zwar auf Rekordniveau zwischen 8150 und 8350 
Punkten, die seit März anhaltende Aufwärtsbewegung sollte nun aber 
auslaufen. Dieser Meinung ist auch Morgan Stanley, nur dass die 
Investmentbank auch auf längere Sicht nur wenig Potenzial für Aktien 
erkennt. Der Bärenmarkt, so teilte das Institut mit, werde noch sechs
bis zwölf Monate dominieren und die Kurse zurück auf das Niveau von 
Mitte März drücken.
Nur nichts verpassen
Selbst Pessimisten bleiben aber investiert, weil sie denkbare 
zusätzliche Kursgewinne nicht verpassen wollen. Den für einen 
weiteren Anstieg notwendigen Impuls könnte z.B. der Ölmarkt liefern, 
vorausgesetzt, dass sich die Situation dort weiter entspannt. Am 
Freitag verbilligte sich der Terminkontrakt auf ein Barrel Öl der 
Sorte WTI auf rund 125 Dollar. In der Vorwoche hatte der Kontrakt 
noch jenseits von 135 Dollar notiert.
Als Signal für einen anhaltend fallenden Preis führen Analysten 
die Reaktion auf die US-Lagerdaten am Donnerstag an. Obwohl die 
Bestände in den USA nach Angaben der Internationalen Energie-Agentur 
auf Wochenbasis um rund 9 Mill. Barrel sanken, gab der Ölpreis weiter
nach. Schon weisen Akteure deshalb darauf hin, dass der Markt 
inzwischen überkauft sei und außerdem zuletzt auch die 
Metallnotierungen deutlich nachgegeben hätten. Da sei es 
unwahrscheinlich, dass sich der Ölpreis dauerhaft von dieser 
Entwicklung abkoppele. Zudem kursierten am Freitag Meldungen, die 
US-Aufsicht gehe verstärkt gegen Ölspekulanten vor.
Sollte der Preis tatsächlich in Richtung 110 Dollar fallen - so 
wie von der LBBW prognostiziert -, würde dies die latenten Risiken an
den Aktienmärkten in jedem Fall verringern. Dort steht die Hausse des
Schwarzen Goldes insbesondere für zunehmende Inflationsgefahren sowie
sinkende Firmengewinne. Dies führte dazu, dass viele Anleger vor 
Anschlusskäufen oder sogar neuen Engagements zurückschrecken.
Wichtiges Signal
Als Impulsgeber kommt aber auch der am Freitag zur 
Veröffentlichung anstehende monatliche US-Arbeitsmarktbericht in 
Frage. Der Konsens erwartet zwar einen Abbau von 55000 Stellen 
außerhalb der Landwirtschaft und einen leichten Anstieg der 
Arbeitslosenquote auf 5,1%. Davon, so lautet die Einschätzung von 
Volkswirten, würde aber keinesfalls ein negatives Signal ausgehen. 
Fallen die Zahlen gar besser aus, sendet dies ein positives Signal 
für den privaten Konsum, der eine bedeutende Säule der 
Gesamtwirtschaft in den USA ist.
Einig sind sich Optimisten und Pessimisten darin, dass die 
Entwicklung bis zum Jahresende mit erhöhter Volatilität ablaufen wird
- egal in welche Richtung der Dax zunächst tendiert. Für langfristig 
orientierte Anleger eröffnet dies immer wieder die Chance, Qualität 
zu einem günstigen Preis zu erwerben. Hilfreich bleibt dabei ein 
Blick auf die Dividendenrenditen der Unternehmen - auch nach Ablauf 
der Hauptversammlungssaison.
Dabei sollten Anleger allerdings zunächst analysieren, ob eine 
hohe Rendite tatsächlich auf einer Ausweitung der Ausschüttung an die
Aktionäre beruht oder lediglich auf einer rückläufigen Kursnotiz. Als
Qualitätsmerkmal gilt eine hohe Dividendenrendite allein aber noch 
nicht; mindestens genauso bedeutsam ist die Kontinuität, mit der ein 
Unternehmen seinen Anteilseignern Dividenden zahlt.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung