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Börsen-Zeitung: Der große Wurf, Kommentar von Heidi Rohde zur Übernahmeofferte von France Télécom für den skandinavischen TeliaSonera-Konzern

Frankfurt (ots)

Bis vor kurzem galt trotz aller
Lippenbekenntnisse als sicher, dass die Konsolidierung in der 
Telekommunikationsindustrie eine Veranstaltung in den USA ist. In 
Europa sind der Branche bisher allenfalls kleine Schritte in Gestalt 
von Arrondierungskäufen oder inländischer Marktbereinigung gelungen. 
Beispiele gab es vor allem in kleinen Märkten wie Österreich oder den
Niederlanden, wo die Deutsche Telekom konsolidierte. Der große Wurf, 
wie ihn jetzt France Télécom mit der Offerte für TeliaSonera wagt, 
ist jedoch ausgeblieben.
Dabei wurde schon seit längerem deutlich, dass ein großer Wurf für
die Branche in Europa immer dringender wird, und zwar gerade für die 
Großen. Denn sie sind nahezu allesamt Ex-Monopolisten, die naturgemäß
mit stetigen Marktanteilsverlusten im jeweils heimischen Festnetz 
kämpfen und angesichts zunehmend gesättigter Mobilfunkmärkte kaum 
Chancen haben, dies zu kompensieren. Einer, der den Wert eines 
Schulterschlusses unter Großen früh erkannt hat, ist der 
Ex-Telekom-Lenker Ron Sommer, der eine Fusion mit Telecom Italia 
anstrebte.
Der Versuch scheiterte primär aus politischen Gründen, aber 
womöglich auch, weil die Bedrängnis der ehemals staatlichen Riesen 
bei weitem noch nicht so groß war wie heute. Daher verwundert es 
nicht, dass sich mancher staatliche Anteilseigner inzwischen 
aufgeschlossener zeigt. So hat die griechische Regierung der Telekom 
Einlass bei OTE gewährt. Auch Schweden und Finnen lehnen die Offerte 
für TeliaSonera nicht rundheraus ab. Nur der Preis muss stimmen.
Strategisch ist der Vorstoß der Franzosen durchaus stimmig. Er 
folgt einer ähnlichen Logik wie der Einstieg der Telekom bei OTE. 
France Télécom bekäme Zugang zu wachstumsstarken Mobilfunkmärkten in 
Osteuropa und könnte bei Umsatz und Ertrag wieder spürbar zulegen. 
Allerdings könnte sich der Preis für France Télécom noch als Hürde 
erweisen. Die entschiedene Ablehnung der Offerte durch das 
TeliaSonera-Board lässt darauf schließen, dass man gute Chancen 
sieht, ein Bietgefecht zu entfachen. Als möglicher Interessent gilt 
Telenor, die sonst fürchten muss, aufs Abstellgleis zu geraten. 
Weitere strategische Bieter sind nicht auszuschließen. Nur die 
Konkurrenz von Finanzinvestoren muss France Télécom kaum fürchten. 
Ein Leveraged Buy-out über 30 Mrd. Euro wäre gegenwärtig wohl nicht 
denkbar.
(Börsen-Zeitung, 6.6.2008)

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