Börsen-Zeitung: Es geht jetzt um Ergebnisse, Kommentar zum Gipfeltreffen in L'Aquila von Giovanni Binetti
Frankfurt (ots)
Bei der Vorbereitung des Treffens der Staats- und Regierungschefs der Gruppe der sieben führenden Industrienationen und Russlands (G 8) hat der italienische Gastgeber Silvio Berlusconi dem Vernehmen nach kaum geglänzt. Die britische Zeitung "Guardian" berichtete daher vor wenigen Tagen sogar unter Berufung auf US-Kreise, die Vereinigten Staaten erwögen, die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone aus der illustren Achterrunde zu vertreiben. Zu wenig Initiative habe das Land bei der Vorbereitung des Gipfels an den Tag gelegt. In diesem Zusammenhang muss man wissen, dass der Gastgeber des Spitzentreffens normalerweise Vorschläge und Denkanstöße liefert und den Rahmen für die Diskussionen vorgibt.
Dies sei nur unzureichend geschehen, kritisierte das Blatt - und lieferte mit Spanien gleich einen möglichen Nachfolger für Italien in dem Forum. Spanien hat eine höhere Wirtschaftsleistung pro Kopf und hat in der Vergangenheit gerade mit Blick auf den italienischen Rivalen schon mehrmals nach einer größeren internationalen Rolle gerufen.
Noch stärker geriet Berlusconi unter Druck, als die "New York Times" am Mittwoch kurz vor Beginn des Gipfels in L'Aquila die US-Regierung von Barack Obama dazu aufforderte, selbst die Führung zu übernehmen. Angesichts der weltweiten Wirtschaftskrise sowie der Dringlichkeit von Fortschritten beim Klimaschutz wäre ein G 8-Spitzentreffen ohne Ergebnisse ein verheerendes Signal.
Das war peinlich für Berlusconi, der sich beeilte, die Berichte wie gewohnt als gezielte Attacken der ausländischen Presse auf seine Person hinzustellen. Das ist aber mindestens verharmlosend. Italien steht mit dem G 8-Vorsitz jetzt in der Pflicht, für Ergebnisse zu sorgen. Es geht um viel mehr als nur um das Image des italienischen Ministerpräsidenten, von dem man sich nach den Schlagzeilen der vergangenen Wochen ohnehin kaum vorstellen kann, wie es noch aufpoliert werden kann. Das Einzige, was dazu jetzt beitragen könnte, wären eine engagierte Führung des Gipfels und Ergebnisse. Ein positiver Schritt war hier gewiss der am Mittwoch erzielte Durchbruch beim Klimaschutz. Ganz eindeutig sorgte dafür aber nicht Italien, sondern vor allem die USA, die erstmals das Ziel akzeptierten, dass die Erderwärmung nicht mehr als 2 Grad betragen darf.
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