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Börsen-Zeitung: Düstere Aussichten für Retail, Kommentar zu den Quartalsergebnissen der US-Großbanken von Stefanie Schulte

Frankfurt (ots)

Zöge man das Ergebnis von Goldman Sachs als
einziges Kriterium heran, könnte man glauben, die Bankenkrise sei 
vorbei: Die US-Investmentbank erzielte seit Jahresbeginn 7,4 Mrd. 
Dollar Nettogewinn nach Bedienung des Hybridkapitals, davon 3 Mrd. im
dritten Quartal - ein Niveau, wie man es von den Boomjahren kennt. 
Dass das Gesamtbild der Branche weit weniger rosig ist, zeigt ein 
Blick auf die ebenfalls gestern vorgelegten Ergebnisse der Citigroup,
die einen Verlust von 3,2 Mrd. Dollar ausweist und erneut knapp 9 
Mrd. Dollar an Risikovorsorge bilden musste. Auch JPMorgan musste für
Kreditverluste, die vor allem Konsumenten betreffen, gut 8 Mrd. 
Dollar aufwenden, wie am Vortag bekannt geworden war. Nur dank 
Investment Banking und Eigenhandel wies die Universalbank dennoch 
einen Milliardengewinn aus.
Dass das in den USA zentrale Geschäft mit Hausfinanzierungen, 
Konsumentenkrediten und Kreditkarten wieder gute Resultate abwirft, 
ist kaum zu erwarten, solange die Arbeitslosenquote des Landes auf 
dem hohen Niveau von 9,8% verharrt oder sogar weiter steigt. Vor 
diesem Hintergrund habe die Citigroup ihre Risikovorsorge 
wahrscheinlich sogar zu niedrig angesetzt, monieren Kritiker. 
Institute, die ein starkes Investment Banking haben, können sich 
momentan glücklich schätzen - ganz besonders solche wie Goldman, die 
sich überhaupt nicht an Retailkunden wenden. Doch auch dieses Modell 
hat Schattenseiten: Goldmans schwankungsanfällige 
Investment-Banking-Erträge fielen im dritten Quartal um ein Drittel 
schwächer aus als im Vorjahr.
Den hohen Gewinn verdankt das Institut dem Handelsgeschäft und 
Wertzuwächsen im Investmentportfolio. Dass Goldman Risiken weniger 
reduziert hat als die Konkurrenz, zahlte sich so erneut aus. Im 
vierten Quartal könnten die Investment-Banking-Erträge steigen, falls
- wie prognostiziert - das Geschäft mit Aktienemissionen wieder 
anzieht.
Einen Teil ihres gegenwärtigen Erfolgs dürften Investmentbanken 
jedoch der optimistischen Kapitalmarktstimmung verdanken. Seit März 
hat der S&P500 über 40% gewonnen. Falls die US-Konjunktur weiterhin 
lahmen sollte, kann der Trend schnell umschlagen. In diesem Fall 
würden die Aussichten nicht nur für Retailinstitute, sondern auch für
Investmentbanken düsterer werden.

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Telefon: 069--2732-0

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