Börsen-Zeitung: Halb offene Immobilienfonds, Kommentar zur Transparenzinitiative von vier offenen Immobilienfonds, von Bernd Wittkowski
Frankfurt (ots)
Mit ihrer Initiative für mehr Transparenz der offenen Immobilienfonds sind Commerz Grundbesitz, Degi, Deka und Difa auf dem richtigen Weg. Das Quartett zieht Konsequenzen aus dem Vertrauensschaden, den diese Anlageklasse durch die Krise des deutschen Gewerbeimmobilienmarktes erlitten hat. Das ist zu begrüßen. Doch die Anbieter bleiben auf halbem Wege stehen. Was sie beschlossen haben, ist zwar notwendig, aber nicht hinreichend. Es ist der kleinste gemeinsame Nenner statt des erforderlichen großen Wurfs. Das scheint den Initiatoren auch bewusst zu sein, sprechen sie doch selbst von einem ersten wichtigen Schritt und stellen bereits die Weiterentwicklung ihrer neuen Transparenzstrategie in Aussicht.
Zu verachten ist es gewiss nicht, was die vier Gesellschaften vereinbart haben. Wobei man sich freilich fragen muss, warum das erst jetzt geschieht. Dass beispielsweise die Darstellung der Fondsrendite bisher nicht so detailliert nach Ergebniskomponenten aufgeschlüsselt wurde, wie es nun künftig geschehen soll, ist eindeutig ein Versäumnis der Fondsanbieter. Hier wäre vorbeugendes, vorausschauendes Agieren wünschenswert gewesen, statt erst jetzt auf den Druck verunsicherter Anleger zu reagieren, die schon scharenweise begonnen haben, ihre Anteile zu liquidieren. Was ungeachtet aller versprochenen Zusatzinformationen weiterhin fehlen wird, sind Daten wie Verkehrswerte und Mieten von Einzelobjekten sie sollen nur kumuliert auf Länderebene enthüllt werden. Diese Halboffenheit ist unverständlich, zumal etwa die DB Real Estate mit ihrer schon länger viel größeren Transparenz offenbar keine schlechten Erfahrungen gemacht hat.
Unbefriedigend ist zudem, dass Ratingagenturen insofern eine Vorzugsbehandlung genießen sollen, als sie solche Einzelobjektdaten auf Wunsch erhalten werden. Warum dann nicht gleich auch die Anleger, die ihr Geld in diese Objekte investieren? Zwingende übergeordnete Geheimhaltungsinteressen von Mietern, Käufern oder Verkäufern sind nicht ersichtlich Vertraulichkeitsklauseln zu Mieten oder Kaufpreisen dürften künftig eben nicht mehr vereinbart werden. Das mögliche Gegenargument, die Fondsinvestoren könnten mit einer derartigen Fülle von Informationen überfordert werden, wäre nicht stichhaltig: Auch heute ist kein Anleger verpflichtet, Rechenschaftsberichte zu lesen. Aber wer seine Anlageentscheidung besser absichern will, der muss wenigstens die Chance haben, detailliertere Angaben zu finden.
Die offenen Immobilienfonds sollten ihrem Namen auch dadurch gerecht werden, dass sie sich zu noch mehr Offenheit durchringen. Der erste Schritt zu größerer Transparenz ist gut, der zweite muss alsbald folgen.
(Börsen-Zeitung, 11.11.2004)
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