Börsen-Zeitung: Die geldwerte Sparkasse, Kommentar von Bernd Wittkowski zur Übernahme der Frankfurter Sparkasse durch die Helaba
Frankfurt (ots)
Die privaten Interessenten, die wegen der Frankfurter Sparkasse (Fraspa) anstanden, müssen sich nicht grämen. Diesen Preis hätten sie nicht geboten, selbst wenn es eine offene Auktion gegeben hätte. Das Investment der Helaba von 925 Mill. Euro inklusive Kapitalspritze für ihre künftige Tochter liegt rein betriebswirtschaftlich jenseits von Gut und Böse. Schon mit dem Kaufpreis von 725 Mill. Euro zahlt die Landesbank fast das 1,4fache des Buchwerts der Sparkasse, die im vorigen Jahr mit Ach und Krach eine schwarze Null schaffte. Anders gerechnet: Der Preis entspricht dem 1450-fachen Jahresgewinn der Fraspa. Wem diese Ausgangsbasis zu vergangenheitslastig ist, der möge sich die Refinanzierungskosten der Helaba vor Augen halten: um die 35 Mill. Euro. Einen Gewinn in dieser Dimension hat die Fraspa nicht einmal in ihren besseren Jahren erzielt. Hier zeigt sich, wie viel Hoffnungswert im vereinbarten Übernahmepreis steckt. Man wird reichlich Ertrags- und Kostensynergien realisieren müssen, bis sich dieser Kauf einigermaßen rechnen kann.
Nachvollziehbar sind die Konditionen des Geschäfts nur politisch und sparkassenpolitisch bzw. -strategisch. Was die Rolle der großen Politik angeht, ist mit dem ersten Halbsatz der Presseerklärung der Fraspa-Träger und der Helaba alles gesagt: In Anwesenheit des hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch... habe man sich geeinigt.
Sparkassenpolitisch ist es einmal mehr gelungen, private Investoren abzuwehren und so ein Aufbrechen des Verbundes diesmal ausgerechnet in der deutschen Bankenhauptstadt zu verhindern. Sparkassenstrategisch kann die vertikale Integration chancenreich sein, wie das Erfolgsmodell LBBW verdeutlicht. Das Erreichen dieser Ziele mag eine gewisse Prämie auf den ökonomisch abgeleiteten Preis rechtfertigen. Und insofern könnte der Fall Fraspa doch noch zum Präzedens werden. Denn bisher war öffentlich-rechtliches Dogma, dass eine Sparkasse nicht für Geld verkäuflich ist, haben doch die Kommunen in aller Regel keine müde Mark Kapital eingezahlt. In Frankfurt zeigt sich nun, dass das Motto Wenns um Geld geht: Sparkasse für die Träger einen tieferen Sinn haben kann, sogar bei einem arg zerrupften Institut. Das wird manchen klammen Kämmerer auf Ideen bringen. Er muss ja nicht gleich Stralsund spielen. Wenn eine Landesbank als Käufer bereitsteht, ist doch offenbar alles politisch korrekt.
(Börsen-Zeitung, 17.5.2005)
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