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Boersen-Zeitung: Pensionen verpflichten, Kommentar von Christina Rathmann zu den Pensionsverpflichtungen der Dax-Unternehmen

Frankfurt (ots)

Die Gefahr war - und ist - für viele Unternehmen
evident: Ihre Pensionszusagen haben sich teilweise in Höhen 
aufgetürmt, die Erfolgsrechnung und Bilanz ernsthaft destabilisieren 
können. General Motors führt gerade vor Augen, dass Pensionslasten 
ein strauchelndes Unternehmen zu Fall bringen könnten.
So beeindruckend, wie die Höhe der Verpflichtungen ist beim Blick 
auf deutsche Firmen, wie entschlossen sie in den vergangenen drei 
Jahren gehandelt haben: das Kapital, das für Betriebsrenten 
reserviert ist, haben die Dax-Firmen von rund 80 Mrd. auf 140 Mrd. 
Euro erhöht, wie der Blick auf die nun vorliegenden Bilanzen zeigt. 
Damit hat sich die Lage entspannt - doch den Vermögenswerten stehen 
immer noch Zusagen gegenüber, die um 100Mrd. Euro höher sind.
In den wenigsten Fällen dürfte es sinnvoll sein, die Zusagen zu 
100% mit Kapital zu unterlegen und aus der Bilanz zu entfernen. 
Pensionsverpflichtungen sind nun mal eine günstige Form der 
Innenfinanzierung, und wenn die Rendite des Unternehmens hoch genug 
ist, kann das Geld am Kapitalmarkt nicht besser angelegt werden als 
in der eigenen Bilanz. Zehn Dax-Unternehmen haben ihre Betriebsrenten
aber erst zu weniger als 40% ausfinanziert. Es gibt also noch 
Handlungsbedarf - und da Ertragslage und Kapitalmarkt endlich einmal 
zugunsten der Firmen spielen, sollten sie schnell handeln. Dies gilt 
vor allem für jene Firmen, die nach US-GAAP bilanzieren. Geplante 
Änderungen der Bilanzierungsregeln können noch hohe Abschläge auf das
Eigenkapital zur Folge haben.
Der Anreiz, Verpflichtungen auszufinanzieren, kam übrigens nicht 
von Riester, Rürup&Co., sondern von einer Regulierungslücke. Statt 
ihre Betriebsrenten in Pensionsfonds zu überführen, die der Kontrolle
der Finanzaufsicht unterliegen würden, wählten die Unternehmen die 
Form des Trusts. Dort haben sie Anlagefreiheit und können 
Aktienquoten fahren, die deutlich über dem liegen, was Versicherern 
erlaubt ist. Dank der Kapitalmarktentwicklung ist die Strategie in 
den vergangenen drei Jahren aufgegangen. Doch ob sich die grenzenlose
Freiheit der Regulierungslücke halten lässt und ob sie langfristig im
Interesse der Unternehmen selbst ist, ist fraglich. Von der 
Selbstdisziplin, die die Unternehmen bei der Anlagepolitik üben, wird
abhängen, ob die Trusts unreguliert bleiben - und weitere Nachahmer 
finden.
(Börsen-Zeitung, 26.4.2006)

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