Börsen-Zeitung: Der alte Tui-Trott, Kommentar zur Tui-Gewinnwarnung von Gottfried Mehner
Frankfurt (ots)
Scheibchenweise war das alles schon im Markt bekannt, was Tui-Chef Michael Frenzel am Freitag noch einmal in einer Gesamtschau präsentierte: Massive Reduzierung der Gewinnziele für beide Sparten, ein neues Sparpaket in der Touristik, das zu einem Sonderaufwand von 140 Mill. Euro führt. Damit zusammenhängend kommt es zu einem konzernweiten Jobabbau von 3600 Stellen - davon 400 in Deutschland. Schließlich ein Dividendenstopp samt Goodwill-Abschreibungen in einer erheblichen dreistelligen Millionenhöhe sowie eine reduzierte Mittelbindung, denn bei der Berechnung der Kapitalrenditen erleichtert ein schmaler Nenner eben das Geschäft.
Nachdem das Desinvestitionsprogramm abgehakt ist, wurde der Blick auf die operative Mechanik frei. Und was da zum Vorschein kommt, ist dazu angetan, dass sich die Investoren mit Grausen abwenden. Das Management mag das anders sehen, aber finanziell völlig ausgelutschte Relationen schrecken natürlich auch Finanzinvestoren ab. Jeder Name aus dieser Szene, der im Zusammenhang mit einem möglichen Einstieg bei Tui genannt wurde, müsste gleich mit einem Maluspunkt versehen werden. Denn sowohl in der Touristik als auch in der Schifffahrt sind die künftigen Cash-flows und die weitere Gewinnentwicklung auch nicht annähernd verlässlich abzuschätzen. Eine Aufspaltung macht daher derzeit keinen Sinn.
Bei der Kommunikation mit den Märkten tut sich das Dax-Schlusslicht Tui unverändert schwer: Die Entwicklung, die sich angeblich jetzt erst abzeichnete, hätte auch schon Anfang November bei der Vorlage der Neunmonatszahlen kommuniziert werden können. Das sieht so aus, als ob bis zum letzten Drücker gewartet worden ist, ob es denn nicht doch noch etwas Rückenwind von den Märkten gäbe. Schon damals war klar, dass beim Cash-flow aufgrund der Misere in der Touristik 400 Mill. Euro fehlen würden. Ein Private Placement half, die Lücke zu schließen.
Von Tui wird jetzt ein sauberer Schnitt und dann eine geradlinige Entwicklung nach vorn erwartet, nicht nur ein optimiertes Financial Engineering. Es wurde viel über die zu erwartende Entwicklung bis 2008 erzählt. So viel Zeit gibt es nicht: 2007 muss der Turnaround her. Dieses Modell muss ertraglich ins Ziehen kommen. Sonst müssen wegen hartnäckiger Erfolglosigkeit neue Modelle (und Gesichter) her.
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