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Weser-Kurier: Zu höheren Bußgeldern für Radfahrer schreibt der "Weser-Kurier" in seiner Ausgabe vom 31. Juli 2012:

Bremen (ots)

Radfahrer - gerade auch jene in Bremen - dürfen manches, was den motorisierten Verkehrsteilnehmern verboten ist: etwa gegen die vorgeschriebene Richtung viele Einbahnstraßen befahren. Oft können sie sich mit amtlichem Segen aussuchen, ob sie den angebotenen Radweg oder doch lieber die Fahrbahn oder den Gehweg benutzen. Park- und Halteverbote existieren für sie faktisch nicht; angeschlossene Fahrräder werden geduldet, auch wenn sie im Weg stehen. Diese Vorzugsbehandlung ist in Ordnung, denn niemand kann bestreiten, dass Radfahren eine sehr umweltfreundliche Form der Mobilität ist. Und wenn zigtausende Radler auch Auto, Bus oder Bahn fahren würden, wäre der Verkehrsinfarkt programmiert. Entsprechend groß ist das Selbst- und Sendungsbewusstsein vieler Radfahrer: Wir sind die Sauberen, die Guten! Und alle Privilegien, die wir gegenüber den Motorisierten genießen, sind nicht etwa gewährt, sondern hochverdient - und eigentlich immer noch zu wenige. Politisch und juristisch wird das eher befördert als in Frage gestellt. Bei weit mehr als nur einigen wenigen schwarzen Schafen hat das zu einer gewissen Verwilderung der Sitten geführt. In der Fußgängerzone absteigen und schieben? Bei Dunkelheit mit Licht fahren? Das scheinen Kulturtechniken einer aussterbenden Spezies zu sein - tatsächlich sind sie aber gesetzlich geboten. Doch das nutzt nichts, wenn die Bußgelder bei Verstößen lächerlich sind: In der Fußgängerzone muss der Kampfradler schon einen Unfall verursachen, um 25<ET>Euro los zu werden - ist er nur gedankenlos, reicht ein Zehner. Das beeindruckt nicht einmal Schüler oder Azubis. Hinzu kommt das Vollzugsdefizit: Wann hat man zuletzt einen Polizisten gesehen, der einen Radler in der Fußgängerzone verwarnt? Eben! Die halten sich damit kaum noch auf. Und daran wird sich angesichts der Bremer Personalausstattung nichts ändern - höhere Bußgelder hin oder her. Da ist es auf eine verquere Art konsequent, dass Bremen in der entsprechenden Bund-Länder-Gruppe gar nicht erst vertreten ist. Am Handlungsbedarf ändert das freilich nichts, wenn die propagierte Vorfahrt für das Fahrrad auch sozialverträglich für die übrigen Verkehrsteilnehmer gestaltet werden soll. Und wenn man das in Bremen nicht erkennt, gibt es ja zum Glück noch ein paar weitsichtige Hamburger.

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