Weser-Kurier: Zum Netzausbau in Niedersachsen schreibt der Bremer WESER-KURIER:
Bremen (ots)
Da sage noch jemand, Wutbürger oder radikale Umweltschützer verhinderten oder verzögerten wichtige Infrastrukturprojekte. Beim schleppenden Ausbau der Stromtrassen durch Niedersachsen jedenfalls sitzen die Schuldigen ganz woanders: in Firmenzentralen sowie in Ministerien und Behörden. Und eben nicht im kleinen Häuschen entlang der geplanten Höchstspannungsleitungen. Schon lange streiten sich Land und der Netzbetreiber Tennet über die neuen Stromautobahnen, vor allem um die Frage, ob und wo die Kabel unter der Erde verschwinden sollen. Möglichst viel, fordert das Land mit Blick auf Bedenken und mögliche Proteste der Anwohner. Möglichst wenig, antwortet Tennet mit Blick auf höhere Kosten und mögliche Probleme mit der Technik. Der Ausbau der Trasse von Ganderkesee nach St. Hülfe liegt dadurch seit Jahren auf Eis. Längst muss sich auch das Bundesverwaltungsgericht auf Klage von Tennet mit dem Fall befassen. Einen ersten Vergleichsvorschlag der Leipziger Verwaltungsrichter haben die Vertreter des Landes bereits platzen lassen - offenbar ohne Abstimmung mit den beteiligten Ressorts, insbesondere dem Umweltministerium. Das wirft kein gutes Licht auf die schwarz-gelbe Regierung in Hannover. Der gegen Tennet gerichtete Vorwurf der Hinhaltetaktik ließe sich auch leicht umdrehen: Vielleicht wollen CDU und FDP das unangenehme Thema auch einfach nur bis nach der Landtagswahl im Januar aussitzen. Am Mittwoch startet das Bundesverwaltungsgericht einen neuen Versuch, die Streithähne zum Einlenken zu bewegen. Beide Seiten sollten die Gelegenheit nutzen und sich schnell auf eine vernünftige Lösung einigen. Die mit großem Brimborium verkündete Energiewende in Deutschland darf nicht am kleinlichen Hickhack zwischen Betreibern und Behörden scheitern.
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