Weser-Kurier: Zur Wohnungsproblematik schreibt der "Weser-Kurier" (Bremen) in seiner Ausgabe vom 26. Juni 2013:
Bremen (ots)
Wieder einmal eine Studie, die vor den Folgen des demografischen Wandels warnt. Nichts Neues, oder? Wer meint, die Untersuchung des Pestel-Instituts mit einem Gähnen in die Schublade legen zu können, sei allerdings gewarnt. Denn sehr direkt konfrontiert sie mit den zum Teil dramatischen Ausmaßen der Entwicklung: Jeder Vierte der Älteren könnte innerhalb der nächsten 20 Jahre auf Grundsicherung angewiesen sein. In fernerer Zukunft - im Jahr 2050 - könnte der Anteil der Pflegebedürftigen auf 5,6 Prozent ansteigen - an der Gesamtbevölkerung gemessen. Und bereits heutzutage besteht großer Bedarf an barrierefreien Senioren-Wohnungen. In manchen Regionen drohen bereits massive Engpässe. Klar wird: die Dimension des Problems ist nicht mehr nur beunruhigend, sondern geradezu schockierend groß. Aber immer noch wollen sich viele nicht so recht mit der Thematik befassen, scheint alles viel zu abstrakt, viel zu weit weg. Ja, in der Tat ist demografischer Wandel ein sperriges Thema. Trotzdem: Wenn diese Gesellschaft es nicht schafft, den Umbau hinzubekommen, dann sind die Folgen unabsehbar. Wo sollen Ältere leben? Schon jetzt gibt es in Ballungsräumen wie Bremen zu wenig geeigneten Wohnraum. Wie soll der Alltag bei Pflegebedürftigkeit gemeistert werden? Kosten und Aufwand der Pflege stellen viele bereits heute vor immense Herausforderungen. Peter Raumsauers Bauministerium hat einige Pläne in der Schublade, um Wohnungsnöte der Älteren zu lindern. Zu oft bleibt es aber bei Modellversuchen, wird viel zu wenig konkret und flächendeckend umgesetzt. Warum wird gerade hier getrödelt? Warum gibt sich Politik gerade bei einem so wichtigen Thema so träge? Parteien scheinen jedenfalls im Wahlkampf das Demografie-Thema nicht wirklich auf dem Schirm zu haben. Sicher, in Parteiprogrammen wird gerne blumig auf "Herausforderungen des Wandels" hingewiesen, Politiker warnen vor Untätigkeit. Dringlich - im Sinne von "wir müssen jetzt sofort handeln" - klingt das alles aber nicht. Genau das sollte es aber. Denn irgendwann wird ferne Zukunft Gegenwart.
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