Rheinische Post: Eine Entführung mitten in Kabul
Düsseldorf (ots)
Von Godehard Uhlemann
Die Entführung der deutschen Helferin geschah nicht irgendwo in den unwirtlichen Regionen Afghanistans, wo Reisen mit hohem Sicherheitsrisiko und Lebensgefahr behaftet sind. Sie geschah mitten in Afghanistans Hauptstadt Kabul. Das ist ein schrill klingendes Alarmsignal. Die Stadt war nie ein Hort von sicherem und unbeschwertem Leben. Auch in der Vergangenheit hatte es dort Anschläge und Gewalttaten gegeben. Erstaunlich ist aber, dass die Geiselnahme so unbehelligt stattfinden konnte. Die Täter sind mit ihrem Opfer vor den Augen des Ehemanns auf und davon, ohne dass Spuren hinterlassen wurden. Ernüchternd ist, wie wenig die Polizei der Dreistigkeit der Täter entgegensetzen konnte. Wie gut ist die Polizei eigentlich ausgebildet worden, und kann sie überhaupt den Gangstern Paroli bieten? Die Geiselnehmer behaupten von sich, keine schlechten Menschen zu sein. Doch wer andere entführt, wird wohl kaum einen Orden für Nächstenliebe bekommen. Er bleibt ein Gangster. Auch die Forderung, nur Gefangene freizulassen, wirkt nicht beruhigend. Wer Entführern nachgibt, macht sich erpressbar und lädt zur Nachahmung ein. In den vergangenen Wochen wurden etwa 30 Menschen in Afghanistan entführt, die Tendenz steigt. Das weist auf einen neuen Erwerbszweig hin - die Entführungsindustrie.
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