Rheinische Post: Bush in der Klemme
Düsseldorf (ots)
Von Frank Herrmann
Dilemma ist fast ein zu mildes Wort, um zu umschreiben, vor welcher Herausforderung die USA in der türkisch-kurdischen Krise stehen. Amerika steckt tief in der Bredouille, eine Weltmacht, die nur lavieren, aber wenig bewirken kann. Einerseits steht die Allianz mit der Türkei auf dem Spiel. Andererseits gilt der kurdische Norden als stabilste Region des Irak, was akut gefährdet wäre, ließe Ankara seine Truppen marschieren. Im Grunde bleibt Bush die Wahl zwischen zwei schlechten Optionen. Lässt er Erdogan auflaufen, verprellt er ein Land, das als Vorbild dienen kann: islamisch, aber doch auf dem Weg in Richtung westliche Demokratie. Der Pakt mit Ankara hat 2003 eine schwere Krise überstanden, als das türkische Parlament dem US-Militär untersagte, von Norden her in den Irak vorzustoßen. Vor neuen Belastungsproben schreckt Washington zurück, dazu braucht es die Türkei viel zu sehr, als halbwegs stabilen Faktor in einer Region voller Konflikte und als Nachschub-Basis. Über den Stützpunkt Incirlik laufen drei Viertel der Luftfracht und ein Viertel des Treibstoffs für die GIs im Irak. Gegenüber den Kurden Iraks aber versteht sich Amerika als Schutzmacht, was Reibungen mit Ankara unvermeidlich heraufbeschwört.
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