Rheinische Post: Athen ist nicht Leipzig Kommentar Von Michael Bröcker
Düsseldorf (ots)
Wenn es nach den Wirtschaftsliberalen bei Union und FDP geht, könnte die Euro-Krise bei der Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel eine ordnungspolitische Renaissance auslösen. Eine harte finanzpolitische Haltung im Fall Griechenland soll Schwarz-Gelb wieder als bürgerliche Alternative im Parteiensystem erkennbar machen und den alten, seit Peer Steinbrück teilweise widerlegten Spruch, die "Sozis können nicht mit Geld umgehen", wieder an die Wahlkampfstände bringen. Ist Athen für die CDU-Chefin also das neue Leipzig? Dort hatte die Kanzlerin 2011 in einer vielbeachteten Parteitagsrede klargestellt, dass sich die CDU neuen Gegebenheiten stellen müsse. Aber gemach: Selbst wenn die Fakten dafür sprechen, dass Griechenland in der Eurozone kaum gesunden kann, heißt das nicht, dass Merkel Athen den Hahn zudreht. Die als beliebig beschriebene Kanzlerin hat in den vergangenen zwei Jahren durchaus ihr Projekt gefunden: es ist ein europäisches. In die Geschichtsbücher will Merkel nicht als eiserne Kanzlerin eingehen, die das Ursprungsland der Demokratie in die Armut stürzte. Vieles spricht dafür, dass Merkel Griechenland mit Hilfe der Europäischen Zentralbank und finanztechnischer Akrobatik bis zur Bundestagswahl im Euro-Raum belässt. Und danach - in einer großen Koalition? - neue Milliarden gibt.
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