Rheinische Post: Kommentar: Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit
Düsseldorf (ots)
Frank-Jürgen Weise, der scheidende Chef des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, hat vieles zum Guten verändert in der Behörde, die 2015 während der Flüchtlingskrise noch völlig überfordert war. Doch auch unter dem Macher Weise lief nicht alles wie am Schnürchen: Das Amt schiebt weiterhin fast eine halbe Million Asylanträge vor sich her, über die nicht entschieden wurde. Hunderttausende müssen Monate, viele auch Jahre auf einen Bescheid warten. Gut ist das nicht, denn ohne gesicherten Aufenthaltsstatus verzögert sich die Integration in den Arbeitsmarkt. Keine Firma stellt jemanden ohne Schutzstatus ein, nicht einmal als Lehrling. Auch der Zugang zur Bildung ist dann oft versperrt. Die Asylverfahren zu verkürzen, bleibt also ein wichtiges Ziel. Wegen der erhöhten Terrorgefahr ist Gründlichkeit aber noch wichtiger. Zu schnell erteilte Asylbescheide für zweifelhafte Personen stellen ein Sicherheitsrisiko dar. Der politische Druck, dem das BAMF ausgesetzt ist, lässt vermuten, dass es hier auch schon Fehler gegeben hat. Bevölkerung und Sicherheitsbehörden sind aber darauf angewiesen, dass die Behörde die Identität eines Antragstellers eindeutig feststellt. Das kann und darf auch viele Monate dauern.
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