Rheinische Post: Option Christentum
Düsseldorf (ots)
Von Jens Voss
Wer will, hört in diesem Papst-Interview nicht viel Neues: keine sensationellen Ankündigungen zum Thema Frauen-Ordination, Verhütung, Ökumene da ist kein gordischer Knoten, der durchgehauen wird. Wer aber zuhören kann, der erlebt einen Papst der leisen Töne. Einen Mann ohne triumphale Gestik. Einen Denker, der hellwach die Lage der Kirche und der westlichen Moderne analysiert. Einen Seelsorger, der weiß, dass man Menschen nicht mit Anklagen, sondern mit Verheißungen gewinnt der wohl schönste, reichste Satz Benedikts ist der, dass das Christentum keine Ansammlung von Verboten ist, sondern eine Option. Schließlich erlebt man einen Menschen, der seltsam sanft auf seine Vergänglichkeit hinweist, auf den Dank, den er seiner Heimat und den Menschen dort abzustatten hat. Dieser Stil ist eine Botschaft: Benedikt XVI. setzt auf Wärme; er wirbt um offene Herzen. Er tritt nicht als Eiferer des Vatikans auf, sondern als einer, der die Grundmelodie des Christlichen so anstimmen möchte, dass viele wieder einstimmen können. Darin steckt eine tiefe Lektion über Ökumene heute: Es geht zuerst nicht um katholisch oder evangelisch, sondern um christlich oder nicht-christlich. Der Papst hat sich dieser Einsicht gestellt.
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