Rheinische Post: US-Realpolitik
Düsseldorf (ots)
Von Frank Herrmann
Man kann es so sehen: Amerikas demokratische Parlamentschefin Nancy Pelosi schlägt Präsident Bush ein paar Trümpfe aus der Hand, indem sie in Damaskus über den roten Teppich schreitet. Nun wissen die Syrer, dass Washington mit gespaltener Zunge spricht. Eigentlich braucht Assad nur abzuwarten, bis Bush aus dem Amt scheidet. Bis dahin kann er es sich leisten, auf Zeit zu spielen. Richtiger ist, über die Profilierungskämpfe zwischen Präsident und Parlament das große Bild nicht aus dem Blick zu verlieren. Nach Jahren neokonservativer Versuche, den Nahen Osten neu zu ordnen, zieht in Washington wieder Realpolitik ein, auf allen Seiten. Die Hoffnung auf ein Lauffeuer der Demokratie, das Despoten vom Schlage Assads gleich mit hinwegfegen würde, sie hat sich mit dem Fiasko im Irak zerschlagen. Also gilt es, mit denen, die nun mal an den Hebeln sitzen, ins Gespräch zu kommen. Man mag das bedauern, ändern kann man es vorläufig nicht. Der entgleiste Friedensprozess zwischen Israel und den Palästinensern kann nicht warten, bis überall Regierende an der Macht sind, die auch Bush akzeptiert. Dazu sind die Konsequenzen zu folgenschwer. Und ohne Damaskus funktioniert eine Regelung nicht. Das ist der Ansatz von Nancy Pelosi.
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