Gemeinsame Presseerklärung von BZÄK, DGZMK und KZBV zum Deutschen Zahnärztetag 2007
Düsseldorf (ots)
Zahnärzte warnen vor den Folgen einer falschen Gebührenordnung und stellen sich Strukturwandel in der Versorgungslandschaft
Deutscher Zahnärztetag in Düsseldorf / BZÄK und DGZMK kritisieren Ministeriums-Entwurf / KZBV will neue Wege am Versorgungsmarkt nutzen
Die deutschen Zahnärzte warnen vor den Auswirkungen, die eine rein vom Bundesgesundheitsministerium diktierte neue Gebührenordnung (GOZ) für Praxis und Patienten hätte. Sie setzen auf eine wissenschaftlich erarbeitete Honorarordnung der Zahnärzte (HOZ). Gleichzeitig stellen die Zahnärzte sich den Herausforderungen und neuen Möglichkeiten, die der Umbruch im Gesundheitsmarkt auf den Weg gebracht hat. Anläßlich des Deutschen Zahnärztetages in Düsseldorf äußerten sich dazu der Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Dr. Dr. Jürgen Weitkamp, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK), Prof. Dr. Dr. h.c. Georg Meyer sowie der Vorsitzende des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), Dr. Jürgen Fedderwitz.
Für den BZÄK-Präsidenten Weitkamp ist die seit nahezu 20 Jahren unveränderte geltende GOZ ein marodes Übel: "Diese GOZ basiert nicht mehr auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und lässt die Weiterentwicklung zahnmedizinischer Behandlungsmethoden völlig außer Acht. Sie basiert auf veralteten Schätzungen und Stichproben. Das klingt abenteuerlich - aber das ist Abrechnungs-Realität für die Zahnärzteschaft in Deutschland. Abgesehen davon, sind neue Behandlungsmethoden und verbesserte Techniken, die den Patienten zu Gute kommen, mit der derzeitigen Gebührenordnung nicht vereinbar. Während die GOZ seit 1988 unverändert fortbesteht, haben sich beispielsweise die Kosten auf dem Dienstleistungssektor in diesem Zeitraum über 50 Prozent erhöht.
In einer außerordentlichen Bundesversammlung hat die BZÄK in diesem Jahr den Entwurf einer 'Honorarordnung der Zahnärzte' verabschiedet - die HOZ. Die HOZ - das ist unser konstruktiver Beitrag für ein neues Gebührenmodell. Die HOZ basiert nicht auf veralteten Schätzungen, sondern auf seriösen Gutachten. Sie orientiert sich am Alltag und am tatsächlichen Bedarf der Zahnmediziner. In erster Linie ist die HOZ aber das geeignete Mittel gegen die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums. Vor allem auch um der drohenden BEMAtisierung der GOZ etwas entgegenzusetzen."
Als Vertreter der zahnmedizinischen Wissenschaften pflichtet der Präsident der DGZMK, Prof. Meyer, dem BZÄK-Präsidenten bei: "Die DGZMK sieht die Neubeschreibung einer präventionsorientierten Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde und die daraus resultierende HOZ als einvernehmliches und zukunftsfähiges Modell von Standespolitik und Wissenschaft. Da ist es schon in hohem Maße bedauerlich, erleben zu müssen, mit welcher fast beleidigenden Ignoranz die Gesundheitspolitik unsere fairen, praktikablen und zukunftsträchtigen Modelle konterkariert. Darüber hinaus ist es auch aus Sicht der Wissenschaft bedenklich, wenn in einer neuen GOZ gewisse Resträume bei der Honorargestaltung eingeschränkt oder gar abgeschafft werden. Die Vergangenheit zeigt eindeutig, dass viele wissenschaftliche Innovationen allein auf dieser Basis eingeführt wurden. Die aus dem Bundesgesundheitsministerium bekannten Vorschläge für eine neue GOZ haben deshalb auch den geschlossenen Widerstand der Hochschullehrer und vieler Fachgesellschaften hervorgerufen."
Der KZBV-Vorsitzende Dr. Jürgen Fedderwitz warnt davor, dass eine Demontage der privaten Gebührenordnung gesetzlich Krankenversicherten den Zugang zu innovativen Behandlungsmethoden versperren könnte, betont aber zugleich, dass der Berufsstand sich neuen Herausforderungen stellen muss: "Im zahnärztlichen Versorgungsmarkt ist ein Strukturwandel in vollem Gange. Die Formen der zahnärztlichen Berufsausübung differenzieren sich, und die Konkurrenz wird härter. Neben die Einzelpraxis treten immer mehr Gemeinschaftspraxen. Seit Jahresbeginn können Zweigpraxen und Berufsausübungsgemeinschaften über mehrere Standorte hinweg gegründet werden. Der Kassenzahnarzt entwickelt sich weg vom Einzelkämpfer und hin zum sozialen Wesen, arbeitet häufiger als Angestellter und in Verbünden. Hinzu kommt, dass Zahnarzt und Krankenkasse jetzt auf direktem Weg Einzelverträge miteinander abschließen können. Da werden ganz neue Wege beschritten, die den Wettbewerb auch zwischen den Praxen verschärfen.
Wenn der Versorgungsmarkt neue Wege geht, müssen wir, die Kassenzahnärztlichen Vereinigungen, Schritt halten. Wir sind und bleiben Dienstleister, aber Zahnärzte brauchen morgen andere Dienstleistungen von uns als gestern und heute. Deshalb denken wir über Servicegesellschaften nach, die in Zukunft zum Beispiel das Selektivvertragsgeschäft managen können. Wenn wir die Praxen mit dem Vertragsgeschäft allein lassen, werden sie von großen Versicherern mit überbordender Marktmacht an die Wand gespielt. Deshalb heißt es: Handeln."
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05-159,
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