Europäische Start-ups erreichen mit gleicher Wahrscheinlichkeit einen Unicorn-Status wie Start-ups in den USA
Chancen am Kapitalmarkt nutzen
Frankfurt am Main (ots)
Die Zahl der europäischen Unicorns steigt: Statistisch betrachtet erreichen Start-ups aus Europa inzwischen mit gleicher Wahrscheinlichkeit eine Bewertung von einer Milliarde USD wie Start-ups in den USA. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktueller Report des Deutsche Börse Venture Networks, der in Kooperation mit dem Datenanbieter Dealroom entstanden ist. Viele Unicorns im DACH-Raum sind jedoch weiterhin zunehmend von internationalen Investoren abhängig.
Obwohl Venture Capital (VC) Funds im DACH-Raum Gelder in Rekordhöhe einsammeln, übersteigt die Kapitalnachfrage weiterhin das Angebot in Europa. Die Folge: Mit jeder Finanzierungsphase nimmt der Anteil inländischer Investoren weiter ab. Während es in den frühen Phasen noch rund 67 Prozent inländisches Kapital sind, schrumpft der Anteil bei späteren Finanzierungsrunden auf etwa 12 Prozent. Start-ups blicken deshalb über Europas Grenzen hinaus, um sich Kapital zu beschaffen. "Wir müssen es schaffen, weiteres Kapital in Deutschland zu mobilisieren, um die Finanzierungslücke in der Spätphase bis hin zu einem möglichen Börsengang zu schließen", sagt Peter Fricke, Leiter des Deutsche Börse Venture Networks. "Das ist ein erster wichtiger Schritt, damit Wachstumsunternehmen die Chancen des heimischen Kapitalmarkts besser nutzen können."
Die Finanzierungslandschaft in der DACH-Region und Europa
Das Tech-Ökosystem im DACH-Raum hat sich in den letzten fünf Jahren stark entwickelt. Der Gesamtwert des Tech-Ökosystems wuchs zum Jahresende 2020 auf 264 Mrd. Euro (2015: 62 Mrd. Euro). Gemessen am Unternehmenswert hat sich auch das Verhältnis von privaten zu gelisteten Unternehmen deutlich verändert. Während der Anteil börsennotierter Tech-Unternehmen 2015 noch bei 27,5 Prozent lag, sind es 2020 bereits 47 Prozent. Gemessen am Unternehmenswert ist damit heute knapp die Hälfte der Tech-Unternehmen, die seit 2000 gegründet wurden, an der Börse gelistet.
Darüber hinaus zeigt sich, dass die europäischen VC-Investitionen im Jahr 2020 mit 38 Mrd. Euro fast auf dem Vorjahres-Rekordniveau von 38,3 Mrd. Euro liegen. Ein Großteil des von VCs investierten Kapitals floss dabei nach Berlin: Start-ups aus der Hauptstadt erhielten seit 2016 rund 12 Mill. Euro. Davor liegt auf Platz eins mit rund 33 Mill. Euro London.
Viel Potential für neue Unicorns
In der DACH-Region wachsen erfolgreiche Tech-Unicorns heran. Denn die Wahrscheinlichkeit, als Start-up aus der DACH-Region zum Unicorn zu werden, ist genauso hoch wie die von Start-ups in den USA. Das geht aus einer Analyse hervor, bei der sich vergleichbare Konversionsraten ergaben (EU: 1.2%, DACH: 1.2% und USA:1.1%). Aktuell gibt es 20 private Start-ups mit Unicorn-Status. Weitere 93 Tech-Start-ups haben das Potential, zum Unicorn zu werden. Hinter den aufstrebenden Tech-Stars stehen oftmals erfahrenere Venture Capital-Firmen, die den Weg zu größeren öffentlichen Finanzierungsmärkten eröffnen können. Das Potential möglicher Tech-IPOs ist damit vielversprechend, sowohl für Einhörner als auch für Tech-SMEs.
Die klassischen Exit-Kanäle für VC-finanzierte Start-ups sind IPOs und M&A-Transaktionen. Gemessen an der Marktkapitalisierung sind europäische Börsen die bevorzugten Orte für Tech-Listings europäischer Unternehmen (Euronext Amsterdam: 251 Mrd. Euro, Deutsche Börse 239 Mrd. Euro, Nasdaq 67 Mrd. Euro und NYSE 49 Mrd. Euro). Zusätzlich zeigt sich, dass europäische Start-ups im Rahmen von M&A-Transaktionen am ehesten von europäischen Käufern übernommen werden - im vergangenen Jahr lag der Anteil bei 69 Prozent (2015: 74 Prozent).
Tech eine etablierte Anlageklasse
Am Kapitalmarkt in der DACH-Region sind Tech-Investoren zunehmend bereit, längere Investitionsfristen für Gewinne in Kauf zu nehmen. "Tech hat sich als Asset-Klasse etabliert, nicht zuletzt durch die erfolgreiche Entwicklung von einstigen Start-ups wie Zalando, Delivery Hero oder HelloFresh. Dabei ist ein IPO nicht nur etwas für Unicorns: Im vergangenen Jahr übertraf der Scale 30-Auswahlindex, in dem vor allem Wachstumsfirmen notieren, den DAX deutlich", erläutert Peter Fricke weiter. Seit dem Tief im Frühjahr 2020 steigerte sich der Scale 30 Auswahlindex um 117 Prozent, getrieben vor allem durch Tech-Titel. Im Vergleich dazu stieg der DAX im gleichen Zeitraum um 40 Prozent.
"Um für vielversprechende Start-ups im eigenen Land attraktiv zu sein, muss sich der europäische Risikokapitalmarkt und dessen Rahmenbedingungen noch stärker auf die Bedürfnisse junger Wachstumsunternehmen einstellen. Nur so können wir das große Potential voll ausschöpfen und europäische Tech-Champions schaffen, die auch in Europa an die Börse gehen und einen starken, zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort Europa sichern", sagt Fricke.
Für den Report hat das Deutsche Börse Venture Network in Kooperation mit Dealroom Daten zur Entwicklung von Tech-Wachstumsunternehmen aus der DACH-Region und Europa ausgewertet.
Mit dem Deutsche Börse Venture Network leistet die Deutsche Börse einen wesentlichen Beitrag zur Stärkung des Ökosystems für Wachstumsfinanzierung in Deutschland und Europa. Mit einem speziell entwickelten und auf Gründer und Investoren abgestimmten Angebot aus Investorenveranstaltungen, Trainings und Networking-Events möchte das Wachstumsnetzwerk einen spürbaren Unterschied für die Finanzierungssituation von jungen, aufstrebenden Unternehmen in Deutschland und Europa erreichen. Seit dem Start 2015 ist das Deutsche Börse Venture Network mit über 650 Mitgliedern aus ganz Europa auf Expansionskurs - und ist mittlerweile das größte Netzwerk Europas.
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