Kölnische Rundschau zum Fall Heße: Meisners Rolle
Kommentar von Raimund Neuß
Köln (ots)
Wie lange kann das gut gehen? Erzbischof Stefan Heße lässt sein Ehrenamt beim Zentralkomitee der Katholiken ruhen. Die Debatte über seine Rolle bei der Aufklärung von Sexualdelikten an Kindern im Erzbistum Köln belaste die Wahrnehmung dieser Aufgabe zu sehr. Belastet sie nicht auch seine Hauptaufgabe als Erzbischof von Hamburg?
Die Entwicklung folgt dem typischen Drehbuch eines Skandals. Erst der eigentliche Fehler: Heße ließ 2010 ein Gespräch mit einem Beschuldigten nicht protokollieren, sondern nahm eine unbrauchbare Notiz zu den Akten, die man später hätte vernichten können. Dann der fatale Umgang mit diesem Fehler. Noch am Donnerstag schob Heße die Schuld auf seine Berater..
Viele Missbrauchopfer haben Heße als jemanden erlebt, der sich endlich ihrer annahm. Nach eigenem Bekunden hat er die unerträgliche Praxis der Aktenvernichtung gestoppt. Wieso dann so eine Fehlleistung? Wer dies fragt, sollte beachten, wer im gleichen Fall 2010 den letztentscheidenden Rechtsbruch beging: Erzbischof Joachim Kardinal Meisner, der die Akten nicht nach Rom gab - gegen päpstliche Vorschrift. Was trieb Meisner dazu, seinen Duzfreund Bendedikt XVI. so zu hintergehen? Was motivierte ihn schon 1989, einen zweimal verurteilten Pädosexuellen wieder als Priester einzusetzen?
Von schweren Fehlern in der Ära seines Vorgängers spricht der heutige Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. Meisner kann nicht mehr befragt werden. Aber seine Ex-Mitarbeiter, darunter Heße, sollten Auskunft geben. Sie würden ihrer Kirche einen großen Dienst erweisen.
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