KBV - Kassenärztliche Bundesvereinigung
Scheitern der WTO-Verhandlungen zu Billig-Arznei
Hansen: Menschlichkeit muss über Ökonomie siegen
Berlin (ots)
"In dieser Nacht hätten die Staaten dieser Welt eine Entscheidung für die Menschlichkeit fällen können. Sie haben es nicht getan und das enttäuscht uns sehr. Offensichtlich schlagen auch auf internationaler Ebene ökonomische Interessen immer mehr humanitäre Gebote aus dem Feld." Mit diesen Worten hat heute in Berlin der Zweite Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Leonhard Hansen, auf das Scheitern der Verhandlungen über den Import und die Produktion von Billigarznei reagiert.
Der Generalrat der World Trade Organisation (WTO) hatte in der Nacht ein Dokument konsentieren wollen, dass es Ländern der dritten Welt ermöglichen sollte, Medikamente unter dem Weltmarktpreis einzukaufen und Arzneimittel selbst zu produzieren, deren Patentschutz noch nicht abgelaufen ist. Einer Kompromissformel, die bereits im Dezember erarbeitet worden war, hatte Generalratspräsident Pérez del Camillo jedoch noch eine Erklärung hinzugefügt, die US- amerikanischen Bedenken Rechnung trug. Washington hatte Nachteile für die heimische Pharma-Industrie befürchtet.
Der KBV-Vize weiter: "Wenn die USA wirklich meinen, dass Brasilien oder Indien künftig den Weltmarkt mit billigen Arzneimitteln überschwemmen wollen, kann man entsprechende Passagen im Vertragstext verankern, die die Ausfuhr dieser Medikamente verbieten. Es ist nicht hinzunehmen, dass Hunderttausende Menschen an AIDS, Tuberkulose und Malaria sterben, nur weil weder staatliche Behörden noch die Betroffenen die Medikamente bezahlen können." Hansen forderte die WTO-Staaten auf, erneut über das Thema zu beraten und den Dritt-Welt-Staaten zu helfen.
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