KBV - Kassenärztliche Bundesvereinigung
Arzneimittelausgaben: KBV geht in die Offensive
Weigeldt: Ärzte haben das Schwarze-Peter-Spiel satt
Berlin (ots)
Wir nehmen nicht länger hin, dass jedes Jahr die niedergelassenen Ärzte den schwarzen Peter zugewiesen bekommen und alleine verantwortlich gemacht werden für die Entwicklung der Arzneimittelausgaben. Das hat heute Ulrich Weigeldt, Mitglied des Vorstands der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), in Berlin erklärt.
Es gibt verschiedene Faktoren, auf die Krankenkassen und Ärzteschaft einen völlig unterschiedlich großen Einfluss haben, stellte Weigeldt klar. Zu den Faktoren, auf die Ärzte überhaupt nicht einwirken können, gehören Preisänderungen bei Arznei- und Verbandmitteln. Wir haben auch keinen Einfluss auf die Entwicklung der Herstellerrabatte. Zudem ist der Arzt in der Praxis nicht verantwortlich für Veränderungen der Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenkassen oder für Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses. Zusätzlich erschwerend wirkt die Schnittstellenproblematik stationär ambulant. Daraus ergibt sich nach Berechnungen der KBV eine Summe von rund 2,2 Milliarden Euro. Dieses Volumen sei für die Ärzte nicht beeinflussbar. Hinzu treten weitere Faktoren, die sich allerdings nicht beziffern lassen. Dazu zählen die Aufweichung der Ausnahmeliste für rezeptfreie Präparate (OTC-Präparate), der medizinische Fortschritt, die demographische Entwicklung sowie die Morbiditätsentwicklung, listete der KBV- Vorstand weiter auf.
Rechne man dies alles hoch, so bliebe für das erste Halbjahr 2005 ein deutlich geringerer Steigerungswert bei den Arzneimittel- Ausgaben im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2004 übrig und nicht mehr die öffentlich verbreiteten 20,1 Prozent, konstatierte Weigeldt.
Wichtig sei auch die längerfristige Betrachtung. Die Ausgabenentwicklung in Deutschland bewege sich mit einer durchschnittlichen jährlichen Steigerung von 4,6 Prozent im Rahmen der europaweiten Ausgabenzuwächse von 9,8 Prozent (Zeitraum 1996 bis 2003). Außerdem setze sich bereits seit Jahren der Trend zu weniger Arzneimittelverordnungen fort (2003: 749 Millionen Verordnungen, 2004: 574 Millionen, 2005: prognostiziert rund 580 Millionen).
Die KBV ist trotzdem bereit, kurz- und mittelfristige Maßnahmen zur Förderung einer rationalen Medikamentenverordnung zu ergreifen, erklärte Weigeldt. Es handele sich um eine gemeinsame Verantwortung von Kassen und Ärzteschaft, nicht um eine einseitige der verschreibenden Ärzte in den Praxen. Gleichzeitig stellte der KBV- Vorstand klar: Rationale Therapie heißt nicht: Sparen um jeden Preis. Schließlich verordnen Ärzte ihren Patienten Medikamente zur Behandlung von Erkrankungen.
Zum wiederholten Male appellierte er an die Kassen, weiterverarbeitungsfähige Verordnungsdaten kostenlos bereit zu stellen. Zugleich forderte Weigeldt von den Kassen, sich endlich des Problems der missbräuchlichen Nutzung von Chipkarten anzunehmen. Auffällige Häufungen von Verordnungen bei einzelnen Versicherten können nur durch die Kassen geprüft werden. Diese müssten dann aber auch Konsequenzen ziehen, wenn sich Missbrauch herausstellt.
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