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UNICEF: Zehn Millionen Kinder in Syrien brauchen dringend dauerhaften Frieden

UNICEF: Zehn Millionen Kinder in Syrien brauchen dringend dauerhaften Frieden
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UNICEF: Zehn Millionen Kinder in Syrien brauchen dringend dauerhaften Frieden

Nach seinem Besuch in Damaskus, Homs, Hama, Aleppo und Idlib schildert Edouard Beigbeder, UNICEF-Regionaldirektor für den Nahen Osten und Nordafrika, die katastrophale humanitäre Situation und ruft zu Hilfe für Kinder auf

Damaskus/ Köln, den 18. Dezember 2024

„Nach 14 Jahren Krieg kennen Millionen von Kindern in Syrien nichts als Konflikt. Sie waren gezwungen, viel zu schnell erwachsen zu werden. Doch es gibt Hoffnung und die Chance auf eine bessere Zukunft. 

UNICEF bleibt vor Ort in Syrien, um lebensrettende Hilfe zu leisten und syrische Familien zu unterstützen, während sie einen neuen Weg für ihr Land einschlagen. Eine glaubwürdige und integrative politische Übergangsphase muss die Rechte der zehn Millionen syrischen Kinder in den Vordergrund stellen.

Während meiner Reise durch Syrien wurde das Ausmaß der Not offensichtlich. 7,5 Millionen Kinder benötigen humanitäre Hilfe. 6,4 Millionen Kinder brauchen dringend Schutz, während Unsicherheit und wirtschaftliche Not die Sorgen und Nöte der Kinder weiter verschärfen.

Syrien braucht ein groß angelegtes Sozialschutzprogramm, um zu verhindern, dass besonders vulnerable Kinder und Familien noch tiefer in extreme Armut abrutschen, während die Preise für Treibstoff, Brot und grundlegende Güter steigen.

Aufgrund des jahrelangen Konflikts stehen Familien vor großen Herausforderungen. Mehr als 2,4 Millionen Kinder gehen nicht zur Schule, und einer weiteren Million Kindern droht der Schulabbruch. Dadurch steigt das Risiko von Kinderarbeit, Kinderheirat, Menschenhandel sowie von Rekrutierung und Einsatz durch Konfliktparteien. Der Bildung für Kinder Vorrang einzuräumen, und das Lehrpersonal sowie das Bildungssystem zu stärken, sind eine wesentliche Voraussetzung für die Förderung des sozialen Zusammenhalts, der Toleranz und des Friedens.

Das Gesundheitssystem bleibt fragil. Rund 40 Prozent der Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen sind teilweise oder vollständig außer Betrieb. Rund 13,6 Millionen Menschen benötigen Zugang zu Wasser-, Sanitär- und Hygienediensten, und 5,7 Millionen Menschen, darunter 3,7 Millionen Kinder, benötigen Ernährungshilfen. Die Stärkung der syrischen Gesundheits-, Wasser- und Sanitärinfrastruktur muss Priorität haben.

Die internationale Gemeinschaft sollte den baldigen Wiederaufbau unterstützen. Nur so kann eine nachhaltige, qualitativ hochwertige Grundversorgung der Kinder und Jugendlichen in Syrien gewährleistet werden.

Tödliche Gefahr für Kinder durch Landminen und Blindgänger

Tragischerweise stellen Landminen und nicht explodierte Sprengkörper eine tödliche Gefahr dar, wenn Familien in ihre zerstörten Häuser zurückkehren. Seit 2020 haben dadurch mehr als 1.260 Kinder ihr Leben verloren. Allein in der vergangenen Woche sind bei Zwischenfällen in der Nähe von Aleppo, Daraa und Hama mindestens elf Kinder ums Leben gekommen.

Kinder sind besonders gefährdet, da sie Blindgänger oft mit Spielzeug verwechseln oder für interessante Gegenstände halten. Diese Risiken gefährden nicht nur ihre Sicherheit, sondern schränken ihre Möglichkeiten ein, zur Schule zu gehen, Zugang zur Gesundheitsversorgung zu erhalten und wieder ein normales Leben aufzunehmen. Blindgänger machen landwirtschaftliche Flächen unbrauchbar, was wiederum die Ernährungsunsicherheit und die Armut der zurückkehrenden Familien weiter verschärft. Es besteht dringender Handlungsbedarf, unter anderem durch verstärkte humanitäre Minenräumung, Sensibilisierung der Bevölkerung, Aufklärungskampagnen über Minengefahren und Unterstützung von Betroffenen.

Im Norden Syriens werden weiter Infrastruktur-Objekte angegriffen, die für das Überleben der Menschen in Syrien unverzichtbar sind. Der Tishreen-Damm, eine wichtige Wasserquelle für Hunderttausende, wurde bei den anhaltenden Kämpfen schwer beschädigt. Von UNICEF unterstützte Teams führen Reparaturen durch, aber ein dauerhafter und sicherer Zugang ist notwendig, um weiteren Schaden zu verhindern.

Wir fordern alle Konfliktparteien auf, militärische Aktivitäten zu unterlassen, die den Damm, seine Mitarbeitenden oder seinen Betrieb gefährden, und ihre Verpflichtungen gemäß dem humanitären Völkerrecht einzuhalten. Ein Zusammenbruch würde 45 Dörfer stromabwärts verwüsten und eine Katastrophe epischen Ausmaßes verursachen. 300.000 Menschen leben dort – die Hälfte davon Kinder.

Für die Kinder muss sich Frieden in Syrien durchsetzen. Angesichts der enormen Herausforderungen ruft UNICEF alle beteiligten Gruppen sowie die internationale Gemeinschaft dazu auf:

  1. Staatliche Institutionen müssen ihren Betrieb wieder aufnehmen, um wesentliche Dienstleistungen wie Bildung aufrechtzuerhalten;
  2. Es müssen alle möglichen Maßnahmen ergriffen werden, um robuste humanitäre Hilfsmaßnahmen und eine wirtschaftliche Erholung zu ermöglichen. Sowohl der öffentliche als auch der private Sektor sollten in diesen Prozess einbezogen werden;
  3. Humanitäre Hilfe muss sofort verstärkt werden, einschließlich der Unterstützung für zurückkehrende vertriebene und geflüchtete Menschen, und der sichere und ungehinderte Zugang zu Menschen in Not muss gewährleistet werden;
  4. Alle Konfliktparteien müssen ihre Verpflichtungen gemäß dem humanitären Völkerrecht und den Menschenrechten nachkommen, um den Schutz der Zivilbevölkerung jederzeit zu gewährleisten.

UNICEF bleibt weiter für Kinder im Einsatz. Im Jahr 2024 hat UNICEF mehr als 4,6 Millionen Menschen mit Bildungs-, Ernährungs-, Gesundheits-, Kinderschutz-, Wasser-, Sanitär- und Sozialschutzdiensten erreicht, darunter 2,7 Millionen Kinder, 1,2 Millionen Frauen und über 40.000 Menschen mit einer Behinderung.

Als Reaktion auf die jüngsten Ereignisse hat UNICEF 185 mobile medizinische Teams entsandt, Bildung für 10.000 vulnerable Kinder ermöglicht und über 3 Millionen Menschen Zugang zu sauberem Wasser verschafft. Außerdem haben wir psychosoziale Unterstützung, Schutzmaßnahmen und Bildungsangebote für Tausende vertriebene Kinder bereitgestellt und damit Vertrauen, sozialen Zusammenhalt und Hoffnung gefördert.

Mit diesen Schritten kann Syrien den Weg zu einem dauerhaften Frieden einschlagen.

Ich hoffe aufrichtig, dass diese Bemühungen umgesetzt werden und dass 2025 – endlich – ein Jahr des Friedens für die Kinder Syriens sein wird.“

Service für die Redaktionen

» Gerne vermitteln wir Interviews mit unseren UNICEF-Kolleg*innen in Syrien.

» Bild- und Videomaterialien stehen hier zur Verfügung.

Weitere Informationen: www.unicef.de/syrien

Pressekontakt: 
UNICEF Deutschland, Christine Kahmann, Sprecherin, 0221/93650-315 oder 0159 04139723,  presse@unicef.de

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