Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zu den Stasi-Vorwürfen gegen Gregor Gysi
Stuttgart (ots)
"Union und FDP fahren große Geschütze auf, es gibt sogar Forderungen nach dem Rückzug Gysis aus der Politik. Und die gesamte Linkspartei wird wieder in die Nähe der SED gerückt. Wohlgemerkt: Das mag keineswegs zu Unrecht geschehen. Und eine präzise Aufarbeitung der Arbeit Gysis als Anwalt von Regimegegnern in der DDR ist wünschenswert. Die Suche nach Wahrheit braucht sich nicht zu rechtfertigen. Nur ist es eine ganz andere Frage, ob es politisch klug ist, den Kampf gegen die Linkspartei mit diesen Mitteln zu führen. Die Reaktion der Partei ist gleichzeitig voraussehbar, abwegig und wirkungsvoll. Parteichefin Katja Kipping nannte die Vorwürfe allen Ernstes "einen Anschlag auf die Würde der Ostdeutschen". Eine Absurdität angesichts des unheilvollen Wirkens der Stasi, die die wahren Anschläge auf die Würde der Ostdeutschen verübte. Aber dennoch ist der Trick effektiv: Die abenteuerliche Umdeutung der Ermittlungen gegen Gysi zum Angriff auf alle Ostdeutschen sorgt zumindest bei der Linksklientel für einen Effekt der Solidarisierung, welcher der Partei nur nützlich sein kann."
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