Kyle Eastwood: "Wenn man meinem Vater eine tolle Rolle anbietet, wird er sie garantiert spielen" // Tele 5 zeigt Clint Eastwood in 'Betrogen' am So., 07. Juni, um 23.40 Uhr
München (ots)
Kyle Eastwood (41), Jazzmusiker, Filmkomponist (Golden Globe-nominiert für 'Gran Torino') und ältester Sohn von Clint Eastwood, im Tele 5-Exklusiv-Interview über das Arbeiten und nicht immer leichte Leben mit dem berühmten Vater.
Ihr Vater arbeitet gerade an seinem neuen Film 'The Human Factor' über Nelson Mandela. Schreiben Sie wie schon öfter die Musik?
Ich war erst letzten Monat beim Dreh in Südafrika. Da konnte ich ihm über die Schulter gucken und nahm einige von mir komponierte Stücke mit afrikanischen Sängern auf. Bisher sind es nur Ideen, und es steht noch nicht fest, ob ich den Soundtrack allein oder wieder mit meinem Vater fertig stelle.
Dass Sie Musiker geworden sind, haben Sie vor allem ihm zu verdanken...
Als Kind bin ich mit Jazzmusik groß geworden. Mein Vater legte nicht nur ständig Platten von Miles Davis oder Sarah Vaughan auf, sondern nahm mich auch zu Konzerten mit, kaum dass ich laufen konnte. Ich hatte so viel Spaß daran, dass ich ganz schnell selbst ein Instrument spielen wollte. Ich fing mit Klavierspielen an, versuchte mich dann an der Gitarre, beherrsche aber auch Cello und Bass.
Die meisten Kids finden das, was ihre Eltern hören, eher dröge und langweilig...
Solche Probleme hatte ich nicht. Eher war es umgekehrt, dass ich mich an Musik wagte, die meine Eltern gar nicht mochten. Auch das waren jazzige Stücke, aber ihnen waren sie wahrscheinlich zu experimentell.
In einigen Filmen hat sich Ihr Vater als Sänger probiert. Finden Sie, er kann singen?
Er ist sehr musikalisch, klimpert oft am Piano und hat ein Ohr für Melodien. In den späten Fünfzigern hat er sogar einige Alben besungen, hauptsächlich Western- und Cowboysongs. Klar kann er singen, sonst hätte ich ihn doch nicht den Abschlusssong zu 'Gran Torino' singen lassen (lacht).
Wie darf man sich Ihre Zusammenarbeit vorstellen?
Wir arbeiten sehr eng zusammen, ich bleibe sogar bei ihm im Haus, wo sich mein Vater ein kleines Tonstudio einbauen ließ. Dort sitzen wir dann, probieren viel aus und entscheiden, welche Stücke sich für den Film eignen, an dem wir gerade arbeiten. Es ist schon eine sehr entspannte Atmosphäre.
Es stört Sie nicht, dass wir jetzt so viel über Ihren Vater reden?
Ich habe dafür vollstes Verständnis (lacht). Er ist ein großartiger Mensch, ein toller Filmemacher, und ich bin verdammt stolz darauf, sein Sohn zu sein. Es erstaunt mich selbst, dass er seine besten Filme in den letzten 15 bis 20 Jahren gedreht hat. Er inspiriert mich. Im nächsten Jahr wird er 80, und ich bin guter Hoffnung, dass ich mit den gleichen Genen gesegnet bin und in dem Alter auch noch so viel Elan und Energie habe.
Gab es auch Phasen in Ihrem Leben, wo Sie eher das Gefühl hatten, aus dem Schatten Ihres Vaters nie hinaustreten zu können?
Die gab es! Jeder, der berühmte Eltern hat, muss sich damit auseinandersetzen und sich eingestehen, dass es einem nie ganz gelingen wird, aus dem Schatten zu treten. Ich wusste als junger Mann erstmal nicht, was ich werden will. Sollte ich auch Schauspieler oder Regisseur werden? Also begann ich mit 19 ein Filmstudium, um dann festzustellen, dass Musik meine wahre Leidenschaft ist. Damit geht es mir bis heute sehr gut.
Und Ihr Vater ist natürlich ebenso stolz auf Sie...
Bestimmt! Vor allem, weil er als junger Mann in einem ähnlichen Konflikt stand. Bevor er Schauspieler wurde, wollte er selber Musiker werden. Hätte man ihn als Teenager gefragt, was mal er werden möchte, hätte er bestimmt Pianist gesagt.
Wie war es für Sie als Kind, dass Ihr Vater als großer Star gefeiert wurde?
Weil ich ihn zuerst als meinen eigenen Vater kennen gelernt habe, war es schon etwas merkwürdig. Manchmal konnte ich im Kino vergessen, dass da gerade mein Vater agiert, manchmal auch nicht. Ich glaube, es waren seine guten Filme, dich mich so fesselten, dass ich vergaß, wer Clint Eastwood wirklich ist. Auf der anderen Seite hatte ich meinen ersten kleinen Filmauftritt bereits 1973 mit fünf Jahren in seiner Regiearbeit 'Breezy'. So war es also auch etwas ganz Normales, zwischen Filmsets aufzuwachsen und meinem Vater bei der Arbeit zuzusehen.
Vor kurzem standen Sie wieder vor einer Filmkamera - mit Juliette Binoche...
Nur eine kleine Rolle. Ich ließ mich von dem Regisseur Olivier Assayas überreden, den ich gut kenne. Es war ein Freundschaftsdienst, hat mir aber Spaß gemacht.
Stimmt es, dass Ihr Vater mit 'Gran Torino' seinen Abschied als Schauspieler gegeben hat?
Er hat es so nie ausgesprochen, und wir redeten nie direkt darüber. Bestimmt fühlt er sich mittlerweile im Regiestuhl wohler und in seinem Alter gibt es nicht mehr so viele Rollen für ihn. Andererseits bin ich mir sicher, dass er nicht nein sagen würde, wenn ihm ein tolles Drehbuch mit einer Rolle, die zu ihm passt, angeboten wird.
Was haben Sie mit Ihrem Vater gemein?
Wir haben die gleiche Leidenschaft für das, was wir tun. Sowohl er als auch ich halten es nicht länger als einen Monat aus, um uns zu entspannen. Danach müssen neue Projekte her, das hält die Kreativität und den Geist wach!
Interview: Markus Tschiedert für Tele 5
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