John Malkovich: "Schizophrenie gehört zu meinem Berufsbild"
München (ots)
John Malkovich (55) im Tele 5-Exklusiv-Interview über Nervenzusammenbrüche, witzige Alpträume und Ballerinas
Tele 5 zeigt am So., 23. August um 00.15 Uhr das Meisterwerk 'Being John Malkovich'
Tele 5: Sie sind einer der vielfältigsten Darsteller unserer Zeit. Sie haben Terroristen und Verrückte portraitiert.
John Malkovich: Als Ballerina wurde ich bis jetzt noch nicht gecastet - obwohl ich gerne mal eine spielen würde (lacht).
Welche Figuren fielen Ihnen am leichtesten?
Ich bin keinem der Charaktere, die ich gespielt habe ähnlich - wenn auch einige leichter zu spielen waren als andere.
Wie war es in 'Being John Malkovich' sich selbst zu spielen?
Sehr lustig, auf eine alptraumhafte Weise. Die Idee, dass man in ein Restaurant kommt, und alles ist Malkovich. Die Gerichte auf der Speisekarte, die Leute - das ist aberwitzig. Oder am Set zu sein und Hunderte von Leuten zu sehen, einschließlich einiger Zwerge, die alle das eigene Gesicht tragen: erschreckend. Ich lebe ein unauffälliges, ruhiges Leben und war gespannt, ob sich das ändern würde.
Und?
Der Film gab mir keinen Anlass, irgendetwas in Frage zu stellen, weder mein Leben, noch mein Verhalten auf der Leinwand.
Warum haben Sie die Rolle überhaupt angenommen?
Wegen Spike Jonze. Er ist sehr hart, geradezu stählern. Das mag ich bei einem Regisseur. Spike weiß, was er will und wie er im Filmsystem navigiert. Dazu kommt: Er ist sehr jung. Das Neue reizt mich.
Was stört Sie an der Arbeit mit manchen Regisseuren?
Zweifellos sind viele Filmregisseure ziemlich schlecht darin, mit Schauspielern zu arbeiten. Kein Wunder: Sie kennen sich nur mit Bildern aus, mit technischen Dingen. Manche Regisseure machen dauernd Dialogübungen. Andere wollen, dass man improvisiert. An Improvisation glaube ich überhaupt nicht. Starre Methoden können einen auch verrückt machen. Aber das ist Teil der Jobdefinition: Als Schauspieler ist man Teil der Träume von jemand anderem. Man kann nicht vom Regisseur erwarten, dass er sich jedem Schauspieler anpasst.
Überraschen Sie sich noch selbst?
[Denkt lange nach] Danke! Eine interessante Frage. Ich kann nicht sagen, dass ich wirklich von mir selbst überrascht wäre. Denn ich plane nicht wirklich. Aber ich tue selten das Gleiche ein zweites Mal. Und ich weiß meistens nicht, woher meine Einfälle kommen. Denn wenn ich etwas vorher planen würde, wäre ich nicht frei dafür, dass es auch passiert.
Das klingt, als gäbe es da noch einen zweiten John Malkovich.
Eine bestimme Schizophrenie gehört zum Berufsbild des Schauspielers. Man muss sich in eine bestimmte emotionale Verfassung bringen und zugleich zu diesem Zustand Distanz halten. Wenn ich einen Nervenzusammenbruch spiele, dann muss ich diesen Nervenzusammenbruch bis zu einem gewissen Grad auch selber haben. Und ich muss mich selbst sehr gut beobachten. Denn der Zusammenbruch sollte nicht länger dauern als notwendig.
Woran merken Sie, ob Sie gut sind?
Das ist ein Mysterium. Manchmal frage ich mich: Warum war ich gestern so schlecht? Oder: Warum lief es so gut? Ich habe das Mysterium bisher nicht gelöst.
Interview: Rüdiger Suchsland
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