Lausitzer Rundschau: Neuer Streit um Gubener Plastinator Scheibchenweise
Cottbus (ots)
Was hat sich der umtriebige Anatom mit dem Filzhut nur dabei gedacht? Glaubt man ihm selbst, dann hat er wie so oft wieder nur auf Drängen von außen reagiert, als er in die Öffentlichkeit ging und den Verkauf von Menschenplastinaten an interessierte Privatleute in Aussicht stellte. Wenn es Unbedachtheit war, dann fällt es schwer, an die von ihm selbst immer wieder versicherte hohe ethische Verantwortung zu glauben. Konservierte menschliche Leichenteile für Jedermann, das ist kein Thema, das man mal ebenso heraushaut. Doch vielleicht war es keine Unbedachtheit, sondern Kalkül, der Versuch, auszutesten, wie weit ihm die Öffentlichkeit in der Region entgegenkommt. Das würde die Sache nicht besser machen, im Gegenteil. Es wäre Wasser auf die Mühlen der Kritiker der Plastination und Ausstellung konservierter menschlicher Körper in verschiedenen Posen. Denn sie werfen von Hagens von Anfang an vor, mehr wirtschaftliche als wissenschaftliche Interessen zu verfolgen und dabei geschickt in kleinen Schritten vorzugehen. Scheibchenweise sozusagen. Die losgetretene und sofort wieder abgebrochene Debatte über den Privatverkauf menschlicher Körperscheiben passt da genau ins Bild. Es stimmt, dass von Hagens mehrere Millionen Euro in Guben investiert und 100 Arbeitsplätze geschaffen hat. Doch dieses Geld und die Löhne für die Mitarbeiter müssen auch verdient werden. Vielleicht ist das schwerer als von Hagens anfangs dachte. Die Ankündigung eines eventuellen Privatverkaufs menschlicher Plastinate kostete ihn Vertrauen. Viele Gubener hatten es von Hagens bisher entgegengebracht. Er könnte noch mehr von diesem Vertrauen verlieren. Auch das geht scheibchenweise.
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