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Lausitzer Rundschau: Schulbedarfspaket für Hartz-IV-Familien Falsches Signal

Cottbus (ots)

Der Streit erscheint zunächst unverständlich.
Schließlich bekommen doch alle Eltern ab dem nächsten Jahr mehr Geld 
für ihre Kinder. Erwerbstätige mehr Kindergeld, Alg-II-Empfänger, 
weil ihnen die Kindergelderhöhung nicht zusteht, pro Kind ein 
100-Euro-Schulbedarfspaket jährlich zusätzlich zum Regelsatz. Diese 
Nachricht allerdings ist nur auf den ersten Blick eine rundum gute. 
Warum das Kindergeld mit zehn beziehungsweise 16 Euro monatlich 
gegenüber den 100 Euro jährlich für Kinder aus Hartz-IV-Familien 
etwas höher bemessen wurde - darüber lässt sich ja noch trefflich 
streiten. Mit guten Argumenten dafür und dagegen. Nicht mehr jedoch 
darüber, dass Alg-II-Empfänger diese 100 Euro für die schulische 
Ausbildung ihrer Kinder ab dem 10. Schuljahr nicht mehr bekommen. 
Will der Staat keine Schüler aus Hartz-IV-Familien in den Klassen 11 
und 12? Will er sie nicht als Abiturienten, Studenten, höher 
Qualifizierte haben, nur weil ihre Eltern von staatlicher Hilfe 
abhängig sind? Das kann er nicht wollen. Doch mit dieser Regelung 
erweckt er genau diesen Eindruck - und zettelt damit eine Debatte 
über soziale Schieflagen und sich weiter verfestigende Ungleichheiten
nicht nur im Bildungssystem an. Schließlich besuchen im Osten 
Deutschlands weitaus mehr Kinder aus Hartz-IV-Familien die Schule als
in den alten Ländern.
Selbst Matthias Platzeck, brandenburgischer Ministerpräsident der 
SPD, die in der Regierungskoalition mit der CDU diese Regelung 
verantwortet, hat kein gutes Gefühl bei der Sache. Ich hätte mir auch
eine andere Entscheidung gewünscht, sagt er. Nämlich das Geld ohne 
den Umweg über die Eltern lieber direkt in die Bildung zu geben, zum 
Beispiel in die Kita-Betreuung. Damit hat Platzeck Recht, weil das 
gleich zwei Vorteile gehabt hätte: Das Geld wäre zielgenau dort 
eingesetzt, wo es hin soll. Und die Koalition im Bund hätte den 
Vorwurf, soziale Ungerechtigkeit zu befördern, gar nicht erst 
zugelassen.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481231
Fax: 0355/481247
lr@lr-online.de

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