Lausitzer Rundschau: Bahn soll flächendeckend E-Mails kontrolliert haben Schwarzfahrer Mehdorn
Cottbus (ots)
Die Mitarbeiter der Bahn, die sich vor schwierigen Auseinandersetzungen um ihre Arbeitsplätze sehen, haben die neuen Schlagzeilen um das Wirken ihrer Konzernspitze wahrlich nicht verdient. Denn der öffentliche Eindruck, der damit verfestigt wird, ist fatal für ein Unternehmen, das sich mit guten Argumenten weiter um öffentliche Aufträge bemüht. Wer soll schon mit einer Firma auf die Zukunft setzen, die ihren eigenen Mitarbeitern nicht nur flächendeckend misstraut, sondern auch noch erhebliche Anstrengungen darauf verwendet, eine kritische Berichterstattung zu verhindern. Und wer soll noch einem Konzernchef irgendetwas glauben, wenn dieser nicht in der Lage ist, bei solch heiklen Fragen die ganze Wahrheit herauszurücken. Hartmut Mehdorn mag von der anrüchigen Suche nach undichten Stellen nichts gewusst haben - was ein schlechtes Zeugnis für seine Führungsqualitäten wäre. Er könnte vielleicht auch Pressekontakte und Korruption einfach in einen Topf geworfen haben, was ein schlimmes Licht auf das Management eines Unternehmens werfen würde, das sich in öffentlichem Besitz befindet. Sollten sich aber die neuen Informationen über die Erkenntnisse der Ermittler bei der Bahn bestätigen, dann wäre wohl endgültig klar, dass das Ticket dieses Mannes längst seine Gültigkeit verloren hat und dieser Schwarzfahrer besser seinem weiteren Schicksal überlassen werden muss. Die Bahn ist ein zentraler Bestandteil einer zukunftsfähigen Mobilitätsstrategie. Dass sie so lange, viel zu lange, einem Manager überlassen wurde, der sich vor allem um ihre Börsenfähigkeit und nur zu guter Letzt und widerwillig um ihre gesellschaftliche Aufgabe kümmerte, stellt den verantwortlichen Politikern ein Armutszeugnis aus. Es mag rechtlich vertretbare Gründe geben, die Computer der eigenen Mitarbeiter auszuspähen. Aber es gibt kein glaubwürdiges politisches Argument mehr, den Mitarbeitern weiter diesen Chef zuzumuten. Mehdorn hat in der Unternehmenskultur der Bahn zu tiefe Kratzspuren hinterlassen, als dass es sich mit seinem Abgang bewenden ließ. Was folgen muss, ist der engagierte Versuch, das Unternehmen Bahn wieder zu einer Sache zu machen, der vertraut werden kann.
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