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Lausitzer Rundschau: Welzow (Spree-Neiße-Kreis) steht vor wichtigen Entscheidungen Verlust als Chance

Cottbus (ots)

Welzow steckt in einer äußerst schwierigen
Situation. Das, was an wirtschaftlichem Umbruch in vielen Orten zu 
bewältigen ist, trifft die Industriekleinstadt in besonderem 
Maße. Denn Welzow ist, bedingt durch seine Geschichte, anders als 
viele Kommunen gleicher Größe. Die Stadt ist durch Kohle, Glas und 
Maschinenbau gewachsen. Der Stolz auf harte Arbeit hat das 
Selbstverständnis ihrer Bewohner, der kleinteilige Siedlungsbau das 
Stadtbild geprägt.
Doch die Industriearbeitsplätze sind zum größten Teil verschwunden 
und mit ihnen die Menschen, die dort ihr Brot verdienten. Ihnen folgt
ab einem bestimmten Punkt die Infrastruktur schrumpfender Orte. Wenn 
nicht mehr genug Leute dort einkaufen, schließen Läden, die 
Sparkasse, die Apotheke. Leere Schaufenster zeigen: Welzow hat dafür 
einen kritischen Punkt erreicht.
Und nun soll ein neuer Tagebau in etwa 15Jahren Teile dieser 
schwer gebeutelten Stadt schlucken? Auf den ersten Blick ein 
Todesstoß, auf den zweiten jedoch auch eine Chance.
Schon heute hängt ein Teil der noch vorhandenen Jobs in Welzow am 
noch vorhandenen Braunkohletagebau. Mit dem ist in 15Jahren 
Schluss. Auch wenn es gelingt, neue Firmen in den Ort zu ziehen, 
werden sie die Situation nicht grundlegend ändern. Schon 100 neue 
Jobs wären ein riesiger Erfolg.
Ein neuer Tagebau, so bitter das für die von Umsiedlung Betroffenen 
klingt, könnte der Stadt leben helfen. Neben Jobs würde er Geld für 
den Stadtumbau bringen. Denn entschädigt und ersetzt werden nicht nur
Privathäuser, sondern auch kommunale Infrastruktur. Ein Blick in 
umgesiedelte Dörfer zeigt das. Mit einer Umsiedlung im Stadtgebiet 
könnte Welzow dadurch Lebensqualität gewinnen.
Das alles kann man wollen oder auch nicht. Sicher gibt es auch viele 
gute Gründe, sich gegen einen neuen Tagebau vor der eigenen Haustür 
zu stellen. Energiepolitische Überzeugungen und der 
Umweltschutzgedanke können dabei eine Rolle spielen, oder einfach der
Wunsch, die vertraute Umgebung soll unangetastet bleiben.
Die Stadtverordneten von Welzow stehen vor der dringenden Aufgabe, in
den kommenden Monaten mit den Bürgern über diese Fragen eine offene 
und zukunftsorientierte Debatte zu führen. Will man den Istzustand 
einfach nur verteidigen und dabei das Risiko eingehen, langsam zu 
sterben? Will man für das Bergbauopfer mit Vattenfall hart verhandeln
und so viel Hilfe, wie nur möglich für die Stadt heraushandeln? Oder 
gibt es einen dritten, bisher unbekannten Weg in die Zukunft?
Bisher hat Welzow vor allem durch kommunalpolitischen Zwist 
Schlagzeilen gemacht. Jetzt ist es höchste Zeit, sich den Problemen 
zuzuwenden.

Pressekontakt:

Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de

Original-Content von: Lausitzer Rundschau, übermittelt durch news aktuell

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