Lausitzer Rundschau: Eigennützige Hilfe Junge Spanier und der deutsche Arbeitsmarkt
Cottbus (ots)
Jugendliche in Deutschland können sich glücklich schätzen. Die Arbeitslosigkeit in der Altersgruppe bis 25 Jahre beträgt gerade einmal acht Prozent. Ganz anders sieht die Welt im Krisenland Spanien aus. Mehr als die Hälfte der jungen Leute haben dort keinen Job. Eine ganze Generation leidet an Perspektivlosigkeit. Da liegt der Gedanke nahe, dass Deutschland mit seinen guten Ausbildungserfahrungen helfen kann. Was politische Spitzenvertreter beider Länder dazu am Donnerstag auf den Weg gebracht haben, verdient Lob und Anerkennung. Der positive Eindruck wird auch nicht dadurch geschmälert, dass die Initiative durchaus eigennützige Zwecke verfolgt. In Zukunft sollen spanische Lehrlinge auch auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß fassen. Arbeitsmigration ist normal. In einem zusammenwachsenden Europa sowieso. Wer allerdings glaubt, Deutschlands Fachkräfteproblem ließe sich nur durch Zuwanderung lösen, der macht es sich zu einfach. Pro Jahr verlassen hierzulande mehr als 50 000 Jugendliche die Schule ohne einen ordentlichen Abschluss. Schwer vorstellbar, dass es sich ausschließlich um hoffnungslose Fälle handelt. Die erschreckend hohe Zahl der Schüler mit schlechtem oder gar keinem Abschluss darf bei aller Europäisierung der Arbeitswelt nicht in Vergessenheit geraten. Es wäre ein verschenktes Potenzial. Pädagogen, aber auch Betriebe sind deshalb angehalten, genauer hinzuschauen. Manche Unternehmen praktizieren längst Nachschulungen für kaum ausbildungsreife Schulabgänger, weil die Zahl der Lehrstellenbewerber zurückgeht. Schließlich kann nicht jeder Betrieb seinen Personalbedarf durch ausländische Arbeitskräfte decken.
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