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Neues Deutschland: zur Euro-Krise

Berlin (ots)

Es gibt gute Gründe, das Stirnrunzeln der Ratingagentur S&P bezüglich der Finanzstabilität in Euroland als berechtigt oder aber als überzogen anzusehen. Und genau hier wird das Elend mit der Raterei deutlich: Es handelt sich lediglich um eine Meinungsäußerung. So wurden die USA von S&P vor einigen Monaten herabgestuft, von den anderen beiden großen Agenturen hingegen nicht. Jetzt kriegt ganz Euroland von S&P den warnenden Zeigefinger gezeigt, während die Konkurrenten mit den Schultern zucken. Einerseits hinkt S&P der vorübergehend dramatischen Lage an den Anleihemärkten um Wochen hinterher. Andererseits sorgt man nun bei den Investoren für neue Aufregung. Und so treibt die Finanzmarktkrise die Finanzmarktkrise weiter an, und die Bewertungsfirmen sind hierbei ein wichtiges Zahnrad. Zumal sie keinerlei Lösungen anzubieten haben: Erst legten sie staatliche Sparpakete wegen vermeintlich hoher Staatsverschuldungen nahe, dann kritisieren deren rezessionsfördernde Wirkung. Das Problem mit den Ratingagenturen ist, dass deren Stochern im Nebel reale Folgen hat - die Kreditaufnahme kann sich verteuern, was gerade jetzt fatal ist. Dieser Einfluss ließe sich mit politischen Vorgaben in der EU erheblich begrenzen. Die geplanten neuen Regeln freilich wurden schon weichgespült und außerdem liegen sie auf der langen Bank. Insofern ist die Kritik aus vielen europäischen Hauptstädten am Vorgehen von S&P verständlich - sie hat aber auch etwas Scheinheiliges.

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