Lausitzer Rundschau: Oben auf den Bäumen Ärzte-Seite bricht Honorarverhandlungen ab
Cottbus (ots)
Übergroße Erwartungen, das lehrt die Erfahrung, bergen nicht selten die Gefahr riesiger Enttäuschungen. Genau in diese missliche Lage hat sich jetzt die Kassenärztliche Bundesvereinigung manövriert. Ihr auch nicht annähernd realistisches Kampfziel einer 3,5 Milliarden Euro schweren Honorarerhöhung für die niedergelassen Mediziner ist nach dem aktuellen Verhandlungsstand gewissermaßen pulverisiert worden. Dass die Kassenvertreter so dreist waren und sogar Kürzungen durchsetzen wollten, erklärt die Wut der Betroffenen zusätzlich. Und alles zusammen erklärt auch, warum die Ärzte-Lobby weitere Gespräche mit den Kassen einstweilen gestoppt hat. Erst einmal gilt es, die eigene Klientel wieder von den Bäumen zu holen. Trotzdem ist die Lage weniger verfahren, als es den Anschein hat. Dafür sprechen mehrere Gründe. Nach den Spielregen des Bewertungsausschusses, in dem die unterschiedlichen Interessen kollidierten, sind Entscheidungen auch dann möglich, wenn die Ärzte-Seite bei der nächsten einberufenen Sitzung fehlen würde. Dass solche Entscheidungen dann erst recht nicht im Sinne der Mediziner ausfielen, liegt auf der Hand. Der Kassenärztlichen Bundesvereinigung muss aber auch deshalb an einem zügigen Verhandlungsabschluss gelegen sein, weil ansonsten die gesamte Vergütung in der Luft hängt. Umgekehrt lastet auch auf den Kassen ein zeitlicher Druck, vor allem auf jene, die für einen Teil der Honorierung spezielle Verträge mit den Hausärzten abgeschlossen haben. Das sind nicht die schlechtesten Voraussetzungen für ein doch noch versöhnliches Ende. Völlig überzogen wäre es, die Mediziner würden den Honorarstreit doch noch zu Lasten der Patienten austragen. Eine verarmte Randgruppe sind die Praxisärzte nämlich auch jetzt schon nicht.
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