Lausitzer Rundschau: Grüner Fischmarkt Eine Partei sucht ihre Spitzenkandidaten
Cottbus (ots)
Bei den Grünen geht es derzeit zu wie auf dem Hamburger Fischmarkt - darf es noch einer mehr sein? Nicht zwei, nicht drei, nicht vier, gleich 15 Kandidaten bewerben sich jetzt um die Spitzenkandidatur für die Bundestagswahlen! Sicher, das ist alles wunderbar basisorientiert. Doch bis heute hat noch keiner der führenden Ökopaxe überzeugend erklären können, warum man überhaupt Spitzenkandidaten benötigt, statt in einem soliden Team die Partei in die nächsten Wahlen zu führen. Kanzler wird sowieso keiner der Grünen werden. Stattdessen geht man jetzt volles Risiko: Man stelle sich nur vor, Parteipromis wie Claudia Roth, Renate Künast oder gar der große Favorit Jürgen Trittin landen bei der Abstimmung hinter einem der weitgehend unbekannten Konkurrenten, zuzutrauen ist der grünen Basis ja immer noch alles. Das politische Desaster für den- oder diejenige wäre perfekt. Ohnehin werden alle Verlierer der Urwahl politisch blamiert und kräftig gestutzt dastehen. Die Grünen müssen aufpassen, dass sie nicht zur neuen Spaßpartei werden. Nicht wegen mit Lust und Laune erarbeiteter Inhalte, sondern wegen ihrer personellen Egoismen. Denn wer Spitzenkandidat ist, hat auch den ersten Zugriff auf einen möglichen Ministerposten. Darum geht es der Führungscrew, während die anderen Bewerber vermutlich in basisdemokratischer Nostalgie schwelgen. Das Verfahren der Urwahl ist nicht mehr zu stoppen. Jetzt kann die Partei nur noch hoffen, dass der Wähler bis zur Bundestagswahl im September nächsten Jahres das absurde Schaulaufen wieder vergessen hat.
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