Lausitzer Rundschau: Zu Katholische Kirche/Sozialpapier: Beseelt vom Zeitgeist?
Cottbus (ots)
Die Lausitzer Rundschau, Cottbus, zu Katholische Kirche/Sozialpapier:
Abermals hat die Katholische Kirche der Reform-Agenda des Bundeskanzlers ihren Segen gegeben. Anders lässt sich die Schrift "Das Soziale neu denken" nicht interpretieren. Was genau die Bischofskonferenz jedoch nun mitteilen will in ihrer Fortschreibung des Sozialworts von 1997, ist nicht so ganz klar und bleibt der Fantasie des Einzelnen überlassen. Deshalb konnten auch die konträren Reaktionen erfolgen, die in dem Vorwurf gipfeln, das Papier bereite "den Weg für weiteren Sozialabbau". In dieser Missbilligung spiegeln sich Enttäuschung und Sorge derer wider, die dem alten kirchlichen Sozialverständnis anhängen, das sich auf die Mühseligen und Beladenen konzentrierte. Die Kritiker haben sich von den Bischöfen mehr erhofft als die Übernahme von Schlagworten aus der Politik. Und sie sorgen sich, weil sie diese Schrift von einem Geist beseelt wähnen, der allzu modern und angepasst wirkt. Einem Zeitgeist eben. Mag sein, dass sich die Bischöfe tatsächlich einer Denkweise angenähert haben, die von Propheten der Globalisierung gepredigt wird. Gleichwohl ist das Sozialwort auch mutig, weil es unbequeme Forderungen stellt. Die Idee eines "Sozialstaats-Tüv" nach Vorbild der fünf Weisen verdient zudem besonderes Lob. Was allerdings fehlt, ist der Übergang vom Abstrakten ins Konkrete. Wer die Menschen erreichen will, darf sie nicht verbal mit Weihrauch einnebeln, sondern muss Klartext reden. Denn die Frage ist ja nicht, ob Reformen nötig sind. Sondern welche.
ots-Originaltext: Lausitzer Rundschau
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