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Lausitzer Rundschau: Zum Besuch des polnischen Präsidenten: Der fremdelnde Nachbar

Cottbus (ots)

Selbst jetzt, wo der eisige politische Wind von
der anderen Seite der Oder und der Neiße jeden aufschrecken müsste, 
meinen in Berlin viele, die Beziehungen zu unserem zweigrößten 
Nachbarland seien eher eine Randnotiz deutscher Außenpolitik. Dabei 
hat das polnisch-deutsche Verhältnis nicht nur für die beiden Länder 
ganz herausragende Bedeutung. Was zwischen Berlin und Warschau an 
Gemeinsamkeiten fehlt, hält den gesamten Kontinent auf, bei den 
Bemühungen um den Erhalt des Erreichten und bei jedem Versuch 
weiterer Integration sowieso.
Es wird gerne gesagt, verantwortlich dafür sei der harsche Wechsel in
Polen hin zu einer nationalistischen Politik. Dies ist so falsch 
nicht. Aber völlig unerwartet kam diese Kurskorrektur unserer 
Nachbarn nicht und völlig frei von der Verantwortung dafür ist die 
Bundesrepublik noch weniger.
Polen hat in den letzten 25 Jahren einen gigantischen Kraftakt 
vollbracht. In einem mühsamen, schmerzhaften Prozess hat es dem 
sozialistischen Lager die Öffnung zu einer demokratischen 
Gesellschaft abgerungen. Es war dies eine verhandelte Revolution 
voller unbefriedigender Kompromisse. Vieles, was sich heute Bahn 
bricht, staute sich auf in diesen Jahren der Vorsicht und Rücksicht 
und sorgt jetzt für Unruhe. Vieles kann sich auch wieder glätten in 
absehbarer Zeit.
Auch schon vor dem Machtantritt der Nationalkonservativen wurde 
deutlich, dass das Land nur verstanden werden kann aus seiner überaus
leidvollen Erfahrung mit den beiden großen Nachbarn Deutschland und 
Russland. Der große Fehler rot-grüner Außenpolitik aber war es, die 
Geschichte einfach zu ignorieren. Es wird großer Mühe und einer 
mutigen Kanzlerin bedürfen, dies zu korrigieren.

Rückfragen bitte an:

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Fax: 0355/481247
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