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Lausitzer Rundschau

Lausitzer Rundschau: zu: Der 1. Mai, der internationale Kampftag

Cottbus (ots)

Es geht ihm, dem 1. Mai, auch in Ostdeutschland
inzwischen so wie den christlichen Feiertagen. Immer weniger wissen, 
was er einmal bedeutete. Aber während die Minderheit der gläubigen 
Christen wohl noch viele Jahre zu Ostern die Auferstehung des Jesus 
von Nazareth feiert, droht dem Kampftag der Arbeiterklasse das 
endgültige Ableben. Er scheint zu einer leidenschaftslos absolvierten
Pflichtübung von Gewerkschaftsfunktionären geworden zu sein. Die 
reisen in Dienstwagen an und schimpfen dann alljährlich und auch 
dieses Mal wieder wegen der Millionen Arbeitslosen und geißeln die 
Gier der Kapitalbesitzer. Und fahren dann weiter. So ist tatsächlich 
wenig übrig geblieben von jenem Traum einer solidarischen, die 
Kontinente umfassenden Bewegung, die einst ausgerechnet in den USA 
den 1. Mai zu ihrem besonderen Tag erkor. Geträumt wurde von einer 
weltumspannenden menschlichen Gesellschaft, die nicht länger Armut 
und Not kennt und in der ein jeder mit seiner Arbeit ein 
menschenwürdiges Leben gewinnt. Ein Ziel, das heute aktueller den je 
ist, wo das Kapital keinerlei Grenzen mehr kennt und zum ersten Mal 
in der Geschichte der Menschheit den ganzen Globus als eine Einheit 
begreift. Nur die andere Seite, die nicht vom Profit, sondern von der
Gerechtigkeit redet, ist seltsamerweise befangen in ihrer 
Begrenztheit. Im eigenen Land schon klingen die solidarischen 
Adressen an die, die sich mangels Arbeitsplatz gar nicht mehr 
ausbeuten lassen können, seltsam abgedroschen. Und natürlich redet 
keiner über die afrikanischen Bauern, deren Familien verhungern, weil
unsere Agrarindustrie und ihre Beschäftigten konkurrenzlos 
subventioniert werden. Und keiner macht die Rechnung auf, dass mit 
den verlagerten Jobs zumeist ein Mehr an Arbeit entsteht in den 
Ländern, die wir arm nennen. Wenn aber die Botschaft des 1. Mai so 
eng wird, sollte sich keiner wundern, dass nur die Geschichte von dem
Mann aus Nazareth die Zeiten überdauern wird.

Rückfragen bitte an:

Lausitzer Rundschau

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Fax: 0355/481247
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